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Der isländische Finanzkollaps 2008 Der isländische Finanzkollaps 2008
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Die isländische Kernschmelze

Die isländische Kernschmelze - Aktuelle Stellungnahme der isländischen Krimielite zur finanziellen Krise in Island



Was fühlst Du gegenwärtig über die aktuelle Situation in Island: Trauer, Ärger, Schmerz, Resignation oder überwiegt das Gefühl: „Ich habe das schon lange erwartet!“?

Þráinn Bertelsson:
Ich wünschte, ich könnte mir viel auf meine Kristallkugel einbilden, nachdem ich eine Krimi-Triologie über den verfaulten Staat aus Finanz und Politik in Island geschrieben habe. Ich wünschte, ich könnte mich hämisch freuen und sagen: “Ich habe es Euch gesagt!“, aber ich fühle mich nur traurig und pessimistisch, denn das Land wird immer noch von denselben Leuten und inkompetenten und korrupten Parteien geführt, die unsere Wirtschaft und Politik ruiniert haben.


Viktor Arnar Ingólfsson:
Mein Gefühl ist eine Art Trauer, als wenn jemand nahe stehendes gestorben ist. Glücklicherweise ist niemand gestorben aber ich fühle, dass unser Ansehen verschwunden ist. Es dauert Ewigkeiten Ansehen aufzubauen aber nur eine sehr kurze Zeit, es zu zerstören. Ich fühle mich traurig, weil eine Menge Menschen, Banken und Unternehmen auf der ganzen Welt, enorme Summen von Geld verloren haben, als die isländischen Banken zerfielen. Viele Isländer verloren Geld und einige verloren alles was sie hatten. Sah ich es kommen? Nein. Hätte ich? Wahrscheinlich, aber ich habe nicht geschaut.


Árni Thórarinsson:
Es ist durchaus verführerisch zu sagen: Ich habe es Euch gesagt! Meine letzten drei Bücher mit Einar dem Journalisten sind voll mit den sozialen Anzeichen, die sich nun in einem beinahe totalen sozialen Zusammenbruch zuspitzen. Aber ich gehe nicht so weit zu sagen, Ich habe es Euch gesagt! Ich, wie viele andere Isländer, war erst verblüfft über das Ausmaß der Krise, dann verärgert über die Behörden, Personen, Banken und Institutionen, die es zuließen, obwohl viele vor einiger Zeit gewarnt haben und argumentierten, dass es geschehen könnte. Und nun ist das vorherrschende Gefühl in Islands Gesellschaft: Totales Misstrauen in diese Menschen, denen die gesamten Ersparnisse einer Nation und die Wirtschaft eines ganzen Landes anvertraut wurden. Es wird viele Jahre brauchen, dieses Vertrauen wieder aufzubauen. Es ist nicht minder schmerzhaft, die Tatsache zu beobachten, dass so ein großer Teil der isländischen Bevölkerung gerne und bereitwillig auf den fahrenden kapitalistischen Zug aufsprang, durch exzessive Ausgaben, aufgeblähte Gehälter und allseitigem „happy-go-lucky“ Konsumdenken und unverantwortlichen Luxus. Die Wurzeln, für das was geschehen ist, sind komplex und die Schuld ist weit verzweigt. Aber vielleicht ist der Hauptgrund, dass eine kleine Nation seinen Minderwertigkeitskomplex durch einen Übermachtskomplex ersetzt hat. Dann gibt es noch den Teil, der von den „bösen Jungs“ Gordon Brown 1 und Alistair Darling 2 gespielt wird, welche die Gelegenheit nutzen, das Kartenhaus aus ihren eigenen politischen Motiven heraus umzublasen.


Yrsa Sigurðardóttir:
Mein Gefühl, ist das einer schrecklichen Traurigkeit. Wie konnte die Gier und die Dummheit von ein paar Individuen dies alles über ein kleines Land bringen, so schnell und so gnadenlos?


Stella Blomkvist:
Ich bin wütend wie der Teufel. Eine politische und finanzielle Verschwörung von Habgierigen hat Island in ein paar Jahren zerstört. Nicht nur, dass unsere politischen Monster unser Land systematisch des natürlichen Reichtums beraubt haben; sie haben auch die Struktur unserer nordischen Gesellschaft beschädigt. Aber ich bin auch wütend auf diese unbekümmerten isländischen Wähler, die einer politischen Partei die Kontrolle über unsere Staatsgewalt für beinahe zwei Jahrzehnte gegeben haben. Diese fanatischen Apostel von Friedmann 3 und Thatcher 4 haben unser Land seit den neunziger Jahren wie einen privaten Betrieb geführt und haben unsere traditionelle Werte durch die irrigen und verfaulten Versprechungen einer isländischen Version eines „Wall Street Paradieses eines Gordon Gekko“ 5 ersetzt. Die isländischen Menschen werden diese schreckliche Beschädigung durch Habgier auf Jahre hinaus bezahlen müssen.


Die isländische Kernschmelze - Aktuelle Stellungnahme der isländischen Krimielite zur finanziellen Krise in Island



Welche Auswirkungen hat die wirtschaftliche Situation wie Inflation, Arbeitslosigkeit auf die isländische Gesellschaft und vielleicht, wenn Du die persönliche Frage erlaubst, auf Deine persönliche Situation?

Þráinn Bertelsson:
Mein ganzes Leben war eine konstante finanzielle Krise (ich war vor allem Filmregisseur), so bin ich persönlich nicht betroffen. Wenn ich versuche kindlich optimistisch zu sein, würde ich sagen, dass ich hoffe, dass die gegenwärtigen Schwierigkeiten die Isländer gelehrt haben, dass sich „Verbrechen nicht auszahlt“, nicht einmal „Wirtschaftsverbrechen“, und ich mag den Gedanken, dass dies die Menschen von einem primitiven neokonservativen Materialismus (Wikinger Wirtschaft) abbringt und sie dazu bringt, den wirklichen Werten in unserem Leben mehr Aufmerksamkeit zu geben.


Viktor Arnar Ingólfsson:
Wir wissen noch immer nicht, welche Auswirkungen die wirtschaftliche Situation auf das Leben in Island haben wird. Wir wissen, es wird sehr schwierig, aber all diese Auswirkungen sind schwierig vorherzusagen. Wir bekommen finanzielle Unterstützung aus dem Ausland, so werden hoffentlich Teile der Wirtschaft überleben und wir werden in der Lage sein, unsere Ressourcen zu nutzen, um uns zukünftig zu erholen. Aber dies wird lange Zeit in Anspruch nehmen und natürlich müssen wir unsere Schulden bezahlen. Meine persönliche Situation ist stabil. Ich habe einen Vollzeitjob bei der Straßenverwaltung und schreibe am Abend. Ich hatte niemals Geld, um es an der Börse zu investieren, so profitierte ich nicht und verlor auch nichts. Es gibt noch ein Fragezeichen über einen kleinen Teil meiner Pension aber ich mag meinen Beruf und ich möchte nicht vor 2025 in Rente gehen, wenn ich bei guter Gesundheit bleibe.


Árni Thórarinsson:
Viele Menschen die hier bleiben, werden ihren Lebensstil und Werte ändern müssen. Wir müssen zurück zum Wesentlichen gehen. Einige andere werden versuchen zu gehen und nach einem besseren Leben in anderen Ländern schauen. Meine persönliche Situation ist gleich der, wie sie war, bis auf das, dass alles teurer und schwieriger wird. Mein Arbeitsplatz ist Gott sei Dank meistens in meinem Verstand. Ich besaß niemals eine Kreditkarte oder überhaupt ein Scheckbuch, kein Mobiltelefon oder ein Auto. Ich kaufte nur, was ich wirklich brauchte.


Yrsa Sigurðardóttir:
Die schwierigste Auswirkung dieser Krise wird für die Isländer die Arbeitslosigkeit sein, die wir so nicht gewohnt sind. Diejenigen von uns, die im mittleren Lebensalter und älter sind, erinnern sich an die Inflation recht gut und so wird dies einfach nur Nostalgie sein. Glücklicherweise hat dies nur Einfluss auf mich und meine Familie in der Form, dass wir nur Geld verlieren, das nicht etwas ist, um eine längere Zeit als vielleicht 60 Minuten darüber bedrückt zu sein. Geld ist dazu bestimmt, ausgegeben zu werden, deshalb kannst Du nicht erwarten, dass es an Ort und Stelle bleibt.


Stella Blomkvist:
Einige Menschen werden sagen: „Zum Teufel, es ist nur Geld. Unglücklicherweise ist dies nicht wahr. Diese Katastrophe menschlichen Wahnwitzes wird hoffnungsloses Elend für eine Menge unschuldiger Menschen bringen, die ihre Arbeit und ihr Zuhause verlieren werden und in vielen Fällen sogar ihre Familien aufgrund der obigen Schwierigkeiten. Im Gegensatz zu meiner liebenswürdigen Heldin zockte ich nicht an der Börse und so verlor ich auch kein Vermögen an Papiergeld. Aber wie die meisten Familien in Island wird auch meine die vernichtenden Auswirkungen des Lavaflusses dieser wirtschaftlichen Misere zu fühlen bekommen.


Die isländische Kernschmelze - Aktuelle Stellungnahme der isländischen Krimielite zur finanziellen Krise in Island



In der „New York Times“ vom 27.10.2008 stand in einem Artikel mit der Überschrift “The Great Iceland Meltdown“ folgender Frage: „Wer weiß, dass Island einfach nur ein Hedge-Fond mit Gletschern ist? Wer weiß?“ Ist dieser Satz Deiner Meinung nach richtig oder mehr oder weniger bösartig?

Þráinn Bertelsson:
Die „New York Times“ soll sich mehr mit dem moralischen Verfall der US-Regierung befassen und weniger um die relativ läppischen isländischen „Weiße Kragen“ Kriminelle, die vielleicht ihre eigene Nation ruiniert haben  – wenigstens taten sie es nicht mit ferngesteuerten Raketen und Generälen.


Viktor Arnar Ingólfsson:
Es ist völlig verständlich, dass Fragen wie diese aufkommen. Aber wenn falsche Tatsachen veröffentlicht werden, sind wir verpflichtet, die zu korrigieren, die falsch informieren. Die Lektion, die wir in Island und in der ganzen Welt aus dieser ganzen Affäre lernen können, ist sehr wertvoll. All dies muss auf das genaueste geprüft werden. Keine Eitelkeit darf diesen Prozess stören. In den zukünftigen Wirtschaftslehrbüchern wird ein Arbeitsbeispiel, genannt „Der isländische Finanzkollaps“ eingefügt sein und es wird sehr wichtig sein, dass alle Tatsachen aufgeklärt sind.


Árni Thórarinsson:
Zu viele Strauße, die ihren Kopf in den Sand steckten. Und zu viele Gauner, welche die Gelegenheit nutzten um schnellen Profit zu machen. Aber die meisten von ihnen versinken nun im Morast neben den Straußen im Sand. Island ist im Wesentlichen viel mehr als ein Hedge–Fonds mit Gletscher. Es muss nur sich selbst und die wahre Energie seiner Bewohner, die in ihren Köpfen und in ihrer natürlichen Umgebung und nicht in ihren Taschen ist, wieder entdecken.


Yrsa Sigurðardóttir:
Er scheint es vollständig zu analysieren was genau schief lief aber ich denke diese Schlagzeile und die Frage vereinfachen alles ein wenig zu sehr um der Sache willen und des markanten Spruches wegen.


Stella Blomkvist:
Da ist etwas dran.
Erstens: „Ein Hedge-Fond mit Gletschern?“ Fies aber im Wesentlichen richtig. Beinahe ein Jahrhundert zuvor ging einer unserer alkoholsüchtigen Poeten nach England und machte ein Vermögen, indem er reichen Leuten Obligationen über das Nordlicht über Island verkaufte. Das war etwa vom gleichen Rang.


Zweitens: „Wer wusste es?“ Wir hatten unsere Cassandras. Viele Menschen wußten es und sagten es häufig, unter ihnen finanzielle Experten in Island und aus dem Ausland. Die großen Führer unserer Verschwörung von Habgierigen sagten diesen Kritikern, sie sollen den Mund halten und an einer Schulung in der Wissenschaft der neuen isländischen Wunderökonomie teilnehmen. Und wie mit so vielen menschlich gemachten Katastrophen in der menschlichen Geschichte war der Finanzkollaps Islands einfach zu vermeiden.


Die isländische Kernschmelze - Aktuelle Stellungnahme der isländischen Krimielite zur finanziellen Krise in Island



Was glaubst Du in welche Richtung sich Island entwickeln muss? Zu einer Mitgliedschaft in der EU oder doch einen unabhängigen Weg in einer globalen Welt finden?

Þráinn Bertelsson:
Noch am selben Tag, wenn die EU individuelle Anwendbarkeit für eine Mitgliedschaft akzeptiert, werde ich zustimmen. Ich hoffe, so bald wie möglich ein EU-Mitglied zu sein, einseitig oder anders.


Viktor Arnar Ingólfsson:
Ich bin 53 Jahre alt und zu meinen Lebzeiten bin ich auf einer ständigen Achterbahnfahrt mit der isländischen Krone und Wirtschaft. Es kann Reisekrankheit verursachen. Deshalb würde ich es begrüßen, Island tritt der EU bei und übernimmt den Euro. Ich weiß, es wird auf viele Weise einschränken und hemmend für die Wirtschaft sein, wenn die Bedingungen anderweitig günstiger wären. Wenn die Bedingungen schlecht sind, werden die Angestellten einem Gehaltsverzicht zustimmen müssen, um ihre Arbeit zu behalten. In der Vergangenheit, nahm die Inflation darauf Rücksicht, wenn nötig. Aber alle Anstrengungen unsere eigene Währung zu behalten sind sehr kostspielig. Spekulanten werden auf ständiger Hut sein, um jede Schwäche zu nutzen, um Profit zu machen. Die Zentralbank muss sehr stark sein, um in der Lage zu sein, feindselige Manipulation an der Währung zu verhindern. Die nächste Generation der Isländer  wird wahrscheinlich ihren Anteil an den Schulden zahlen müssen, was unumgänglich ist, um uns aus dieser Sauerei heraus zu holen und wir schulden ihnen die Rückversicherung, dass so etwas wie dies, niemals wieder geschehen wird. Ich möchte, dass meine Töchter in der Lage sein können, ihr Leben in gewisser Beständigkeit planen zu können.


Árni Thórarinsson:
Unglücklicherweise scheint es so, dass wir in diesem Fall hinter den „Point of no return“ gegangen sind. Wir müssen das Pro und Contra eines Beitritts in eine größere Gemeinschaft bewerten und dann entscheiden was zu tun ist und wohin es geht. In meinem Herzen bevorzuge ich die Straße der Unabhängigkeit aber diese Straße ist wahrscheinlich stillgelegt.


Yrsa Sigurðardóttir:
Ich hoffe wirklich sehr, dass wir unabhängig bleiben können oder dass  wir wenigstens nicht wegen der augenblicklichen Krisensituation etwas impulsiv entscheiden müssen. Es ist schwierig zu erkennen, wie Island, mit der Bevölkerung einer mittelgroßen europäischen Stadt, in einer Gemeinschaft großer und mächtiger Länder weiterkommen will. Ich bin besorgt, dass unsere Stimme nur so stark sein wird, wie ein Flüstern in einer Kindertagesstätte.


Stella Blomkvist
Nun ja, was ist zu tun, wenn deine „Freunde“ sich als deine schlimmsten Feinde herausstellen? Unsere Verbündeten in der NATO, angeführt durch unseren sehr eigenen Osama bin Laden in der Downing Street 10 – der Orwellsche Gesetze gegen Terroristen dazu nutzt unsere einzig verbliebene Bank zu vernichten – scheinen darauf erpicht zu sein,  eine neue Version des Versailler-Vertrages der isländischen Bevölkerung aufzuzwingen. Mit Freunden wie diesen sind wir dazu gezwungen neue Alliierte weiter weg zu suchen.

Kannst Du dem Satz aus dem oben zitierten Artikel zustimmen: „Und darin liegt die zentrale Wahrheit der heutigen Globalisierung: Wir sind alle verbunden und niemand hat die Verantwortung.

Þráinn Bertelsson:
Nein, ich stimme nicht überein, dass da niemand ist, der verantwortlich oder haftbar ist, aber ich gestehe, dass es zurzeit allerdings so aussieht, als sei Gott im Moment auf Urlaub und der Teufel passt auf den Laden auf


Viktor Arnar Ingólfsson:
Ich hoffe, dass diese globale Rezession die Basis für neue Werte sein wird. Ich versuche optimistisch zu sein, da ich mich damit besser fühle. Jemand sagte, dass Island wie der Kanarienvogel im Kohlebergwerk sei. Nun ist der Kanarienvogel tot und die Bergleute rennen um ihr Leben. Sie werden mit besseren Sicherheitsbestimmungen und moderner Sicherheitssteuerung zurückkehren.


Árni Thórarinsson:
Ja.


Yrsa Sigurðardóttir:

Hört sich richtig an.


Stella Blomkvist:
Niemand ist in der Verantwortung? Vielleicht erscheint es für den Moment so, dass es richtig ist, aber das Bündnis der Habgierigen wird bald genug in der Verantwortung sein, mein Freund und sie werden eine Menge Geld und Macht aus dieser Katastrophe machen, wie sie es immer tun. Globalisierung ist nur ein anderes Wort für die Marktöffnung der Weltwirtschaft für eine neue Generation von skrupellosen Kapitalisten amerikanischen Stils. Anstatt gegenwärtig nur einen Staat auszurauben können sie nun alle ausrauben. Politiker, die dies alles möglich gemacht haben, indem sie alle Schranken niedergerissen haben und gesetzliche Regulierungen losgeworden sind, flattern nun herum, wie alte Clowns mit Alzheimer. Sie mögen im Augenblick nicht einmal zuständig für sich sein, doch die schönrednerischen Pressesprecher sind wild an der Arbeit, um uns allen wieder glaubhaft zu machen, dass schwarz weiß ist.


Die isländische Kernschmelze - Aktuelle Stellungnahme der isländischen Krimielite zur finanziellen Krise in Island



Hast Du noch irgendwelche Bemerkungen zur augenblicklichen wirtschaftlichen und sozialen Situation in Island?

Þráinn Bertelsson:
Ich möchte einfach eine vollständige und faire Untersuchung über das, was genau falsch lief, eine Untersuchung, die von einem unabhängigen Gremium geführt wird (was heißt ohne isländische Mitglieder)


Viktor Arnar Ingólfsson:
Es ist eine bekannte Tatsache, dass, wenn du einem Bezirk, der durch wirtschaftliche Schwierigkeiten geht, helfen willst, es am besten ist, dort als Tourist hinzugehen. Natürlich nur, wenn die Bedingungen sicher sind. Einkommen aus Tourismus kann aufschlagen, wo es am meisten gebraucht wird. Reisen nach Island ist nun billig, verglichen mit den letzten paar Jahren, als die isländische Krone zu stark war. Zu stark, um gut für Island zu sein. Die Infrastruktur in Island ist so einwandfrei wie zuvor und ausgezeichnete Hotels bieten günstige Vorsaison Preise an. Einkaufen kann Freude machen. Deshalb sage ich: Willkommen in Island.


Árni Thórarinsson:
Ich denke, ich habe für den Moment diese beide Fragen schon so gut ich kann beantwortet.


Yrsa Sigurðardóttir:
Gerade wenn Du am Boden liegst, gibt es nur einen Weg für Dich – aufstehen.


Stella Blomkvist
In die Zukunft schauend, was dieses Unheil für die isländische Nation bedeuten wird? Wird es eine wirkliche Umkehr geben, wie die isländische Gesellschaft geführt werden wird? Ich denke nicht. Unsere Bevölkerung hat schon seit langer Zeit den wirklichen Wikingergeist verloren. Island war jahrhundertelang eine norwegische und dann eine dänische Kolonie. Nicht ein Schuss viel in unserem langen Kampf für die Unabhängigkeit. Es gab nicht wirklich Revolutionäre auf der Saga Insel. Die ganze Macht ist in den Händen einer kleinen Gruppe von mehr oder weniger mit einander verbundenen Menschen in Politik, Finanzinstituten und Medien. Je mehr es scheint, dass sich Dinge in der isländischen Politik verändern, ums so mehr bleiben sie gleich.


Die isländische Kernschmelze - Aktuelle Stellungnahme der isländischen Krimielite zur finanziellen Krise in Island



Was sind die Konsequenzen aus diesem finanziellen Zusammenbruch?

Þráinn Bertelsson:
Der isländische Kolibri wird sich wieder aus der Asche erheben.


Yrsa Sigurðardóttir:
Island braucht Erholung, wie von einem operativen Eingriff, das heißt, es muss so bald wie möglich auf die Beine kommen, doch anders. Das Ziel darf nicht sein, das Szenario wieder zu beleben, das uns an den Rand des Abgrundes gebracht hat.


Stella Blomkvist
Die isländischen Kerle, welche die letzten paar Jahre über, das Nordlicht wie verrückt verkauft haben, erholen sich im Moment im Ausland. In Skandinavien, Großbritannien, Zypern und einigen vor den Küsten liegenden Steueroasen. Nach einer Weile werden sie wieder da sein, mit erneuerter Lebenskraft, während einfache Familien in Island fortfahren, den bitteren Preis für die finanziellen und politischen Sünden unserer so genannten Führer zu bezahlen.


Das waren nun die, auch sehr persönlichen Kommentare, zu der desaströsen finanziellen Lage in Island. Man merkt die Wut, gepaart mit Ironie aber auch die Hilflosigkeit in den Antworten. Man kann nur hoffen, dass sich Island, auch mit Hilfe anderer Staaten, aus diesem Sumpf befreien kann. Und ihren eigenen Weg in eine gute Zukunft nehmen kann. Ob es nun auf die eine oder auf die andere Weise geschieht.



Autor: Jürgen Ruckh, November 2008 - © Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien


Legende
1 James Gordon Brown (* 20. Februar 1951 in Glasgow) ist ein britischer Politiker und seit dem 27. Juni 2007 Premierminister des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland. Damit ist er ex officio Erster Lord des Schatzamtes, sowie Mitglied des Privy Council. Zudem ist Brown Vorsitzender der Labour Party
2 Alistair Maclean Darling (* 28. November 1953 in London) ist ein britischer Politiker der Labour Party und seit Juni 2007 Schatzkanzler in der Regierung von Gordon Brown.
3 Der Wirtschaftsprofessor Milton Friedman galt als einer der einflussreichsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts und einer der Vordenker liberaler Wirtschaftspolitik. Friedmans Vorstellungen vom freien Markt ohne größere staatliche Eingriffe prägten in großem Maße die Wirtschaftspolitik von US-Präsident Ronald Reagan, als dessen Berater er auch fungierte, und der britischen Premierministerin Margaret Thatcher. Der Ökonom Milton Friedman ist im Alter von 94 Jahren gestorben. Friedman war 1976 mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geehrt worden. Er gehörte zu den wichtigsten Verfechtern der freien Marktwirtschaft und galt als Wortführer der Monetaristen.
4 Margaret Hilda Thatcher, Baroness Thatcher of Kesteven LG, OM, PC (* 13. Oktober 1925 in Grantham, Lincolnshire, England als Margaret Hilda Roberts) ist eine ehemalige britische Politikerin und war von 1979 bis 1990 Premierministerin des Vereinigten Königreichs und von 1975 bis 1990 Vorsitzende der Conservative Party
5 Michael Douglas spielte 1988 in "Wall Street" so einen risikobereiten, eiskalten Glücksritter, den wenig sympathischen, aber ungeheuer erfolgreichen Spekulanten Gordon Gekko. Mit streng zurückgegelten Haaren, Hosenträgern zum Hemd samt weißem Kragen ist Gekko bis heute die Personifizierung der Gier an den Finanzmärkten.



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