In den nächsten Monaten werden in Deutschland einige neue isländische Krimis erscheinen. Darunter Bücher von Arnaldur Indriðason, Stefán Máni, Ævar Örn Jósepsson und Stella Blómkvist. Aber für
Nachschub ist schon gesorgt. Denn trotz aller wirtschaftlichen und finanziellen Verwerfungen in
Island sind auch in diesem Herbst wieder einige neue Kriminalromane auf der Insel erschienen. Krimis
von Arnaldur Indriðason, Yrsa Sigurðardóttir, Stefán Máni, Arni Þorarinsson und Jón Hallur
Stefánsson. Wir werden diese neuen Kriminalromane hier kurz vorstellen und denken, dass diese
Bücher demnächst auch in Deutschland erscheinen werden. Im Fall von Jón Hallur Stefánsson wissen
wir es schon genau, da sein Krimi „Brandstifter“ bereits im März 2009 im List Taschenbuchverlag auch in
Deutschland erscheinen wird. Außerdem werden wir hier noch kurz auf einige interessante
Neuigkeiten aus der isländischen Krimiszene eingehen.
Beginnen wollen wir mit dem neuen Buch von Arnaldur Indriðason. Es erscheint unter dem Titel „Myrká“ zu Deutsch „Dunkler Fluß“. Islands erfolgreichster Krimiautor Arnaldur Indriðason hat
mehr als 5 Millionen Exemplare seiner Bücher weltweit verkauft. Seine Kriminalromane sind in Deutschland populärer als in irgendeinem anderen Land. So wurden allein in Deutschland 3 Millionen
Exemplare verkauft.
„Es ist sicherlich ein Grund zu feiern, wie erfolgreich meine Bücher auf der ganzen Welt sind. In
Deutschland, Frankreich, Schweden, Norwegen den Niederlanden und in 36 weiteren Ländern“, sagt
Indriðason in einem Zeitungsinterview. Es gibt keine genauen Verkaufszahlen von Arnaldur
Indriðasons Büchern in Island, aber es wird vermutet, dass im Durchschnitt jedes Buch an jeden
Bewohner in Island verkauft wurde, geschätzte 300.000 Stück pro Buch. Doch nun zum Buch „Myrká“.
In einem Apartment nahe dem Stadtzentrum, liegt ein junger Mann in einer Blutlache, obwohl es keine Anzeichen eines Einbruches oder eines Kampfes gibt. Ein lila Frauenschal wird unter dem Bett gefunden, der einen intensiven und ungewöhnlichen Geruch verströmt. Eine Ampulle mit Betäubungsmittel wird in der Tasche des Opfers gefunden und weitere Hinweise führen Erlendurs Kollegen auf eine Spur versteckter Gewalt und psychologischer Brutalität. Und auf Unrecht, dass niemals richtig gestellt werden wird. Die Presse schrieb über Myrká: "Myrká ist schon wieder ein anderes Beispiel, dass dieser populäre Autor nicht davor zurückschreckt neue Wege zu erforschen...Es ist äußerst interessant und gut geschrieben...alles ist so, wie es sein sollte: der Autor hat
die Kontrolle über jeden Faden, webt diese perfekt
zusammen, und auf dem Wege, erklingen neue Saiten.
Myrká konfrontiert mit fundamentalen Fragen über Verbrechen; Fragen, die Sich auf Gerechtigkeit und Strafe
beziehen; Fragen, die den Leser noch lange nach dem Lesen
beschäftigen werden. Myrká - Arnaldur Indriðason
Noch anzumerken ist, dass Arnaldur Indriðason den isländischen Krimipreis "Blóðdropinn" für das
Jahr 2008 gewonnen hat. Sein Kriminalroman " Harðskafi", der im August unter dem Titel „Kälteschlaf“ erscheinen wird, konnte sich unter den nominierten Büchern durchsetzen. Es waren
dieses Mal folgende Autoren und Autorinnen nominiert: Arnaldur Indriðason mit "Harðskafi"; Árni Þórarinsson mit seinem Krimi "Dauði Trúðsins"; Óttar Martin Norðfjörð, den wir mit einer Leseprobe
vorgestellt haben, mit seinem Thriller "Hnífur Abrahams"; Þorsteinn Gunnarsson mit seinem Buch "Ógn"; Þórunn Erlu-Valdimarsdóttir mit ihrem Sagenkrimi "Kalt blóð"; Þráinn Bertelsson mit seinem
letzten Buch seiner Trilogie "Englar dauðans" und Yrsa Sigurðardóttir mit "Aska".
"Alles geht hier zum Teufel". So beginnt der Roman „Sjöundi sonurinn“ von Árni Þórarinsson. Der Titel „Der
siebte Sohn“ bezieht sich auf einen Blues Klassiker von
Willie Dixon, den viele Künstler aufgeführt und
aufgenommen haben.
Well now, ev'rybody cryin'
About the Seventh Son
But in the whole round world
There is only one
An I'm the one
Yes, I'm the one
I'm the one, I'm the one
I'm the one they called the
Seventh Son
Well, I can tell yo' future
Befo' it come to pass
An I can do things for you
That make your heart feel glad
A-look in the skies
And predict the rain
I can tell when a woman
Got another man
An I'm the one
Yes, I'm the one
Well, I'm the one, I'm the one
The one they call the Seventh Son
Now, I can hold ya close
An I can squeeze you tight
An I can make you cry for me
Both day and night
An I can heal the sick
An even raise the dead
And make you little girls
Talk out of your head
I'm the one
Yes, I'm the one
Well, I'm the one, I'm the one
I'm the one they call the Seventh Son
Willi Dixon
Doch „Der siebte Sohn“ ist auch eine
Legende, die in viele Kulturen auf der ganzen Welt auftaucht.
Der siebte Sohn seiner Eltern, besonders aber der siebte Sohn
des siebten Sohnes, ist, der Legende nach, mit vielen
außergewöhnlichen Eigenschaften und übernatürlichen
Kräften ausgestattet. Árni Þórarinsson nimmt diese alte
Legende, als Matrix für seinen neuen Kriminalroman "Sjöundi sonurinn":
Vorfreude ist kaum das Wort, um die Stimmung von Einar,
ein Reporter des „Abendblatts“, zu beschreiben, der zur
Wintersonnenwende in die abgelegenen Westfjorde geschickt
wird, um über die lokale Unternehmen und Wirtschaft zu
schreiben - deren Aussichten praktisch so düster sind wie die
der Zeitung selbst. Binnen kurzem allerdings, beginnt Einars
Nase für Neuigkeiten zu jucken. Nachdem ein älteres
Gebäude im Zentrum der Stadt Ísafjörður bis auf die Grundmauern niederbrennt, kommen Verdächtigungen auf Brandstiftung auf. Während er den
Eigentümer des Gebäudes interviewt, kann Einar gerade noch vermeiden, von einem Wohnmobil überfahren zu werden, das mit hoher Geschwindigkeit vorbeirast. Es stellt sich heraus, dass das
Wohnmobil Reisenden aus Litauen gehört und es scheint, dass es gestohlen worden ist. Zwei weitere
Gäste in der Stadt, ein populärer Fußballspieler und sein Kumpel, verschwinden ohne eine Spur zu
hinterlassen. Als das Wohnmobil außerhalb der Stadt gefunden wird, ebenfalls ausgebrannt und einen
grausigen Anblick bietend, steckt Einar bis zum Hals in einem erschreckenden Ablauf von Ereignissen – das in einem starken Kontrast zu dem Frieden und der Abgeschiedenheit der Westfjorde steht.
Sjöundi sonurinn - Árni Þórarinsson
Trotz seinem scharfen Verstand und schnellen Zunge, versäumt Einar es, ein Gleichgewicht zwischen
seinem Beruf und seinem Privatleben zu finden. Seine Geschichte ist entgegengesetzt dem
realistischen und humorvollen Porträt von Ísafjörður, wo jeder der anschaulich porträtierten Personen
fesselnder ist, als der nächste. Gleich von Beginn an packt das Buch den Leser mit meisterhaft
kombinierter Spannung und Humor. Die Leser von Árni Þórarinsson werden auch von diesem neuen
Buch nicht enttäuscht sein, am allerwenigsten über die überraschende Wendung am Ende der
Geschichte. Diese zeitgemäße Geschichte aus Rache, Habgier und Entfremdung kämpft mit harten
Bandagen. Sie führt uns, in den letzten Kapiteln, zu einer grundlegenden Frage, welche um eine
Antwort fleht: Was bedeutet es, ein Opfer zu sein?
Árni zeichnet bemerkenswerte Porträts von Menschen und Orten in seinem neuen Kriminalroman mit
einer cleveren Handlung – geschmeidig und schnell.
Ódáðahraun ist das größte Lavagebiet Islands. Seine Grenzen sind der Vatnajökullgletscher und
Vonarskarð im Süden, der Skjálfandaflótfluß im Westen, der Gletscherfluß Jökulsá á Fjöllum im
Osten und die Mývatn Gebirgskette im Norden, obwohl die Grenzen in diesem Fall weniger klar sind.
Die Erhebungen des Gebietes gehen von 400 m über Meereshöhe bis zu 800 m. Etliche freistehende
Berge und ein Gebirgsmassiv erheben sich über dieses Plateau, wie zum Beispiel Herðubreið (1682 m)
und Dyngjufjöll. Ins Deutsche übersetzt bedeutet der Name soviel wie "Lavafeld der Missetäter". In
diese Lavawüste flüchteten früher die aus der Gemeinschaft Verstoßenen. Wegen Raub und Totschlag,
aber manchmal auch wegen Gerinfügigkeiten vom Althing für vogelfrei erklärt, blieb ihnen nichts
anderes übrig, als sich in die Wildnis zurückzuziehen, denn niemand durfte sie beherbergen, aber jeder
hatte das Recht, sie zu töten. Bis ins 18. Jahrhundert hinein war die „Missetäterwüste“ Zufluchtsort für
Verfolgte, die hier unter kaum vorstellbaren Bedingungen ihr Leben fristeten.
Gletscherfluß Jökulsá á Fjöllum in der Ódáðahraun
Foto: J.Ruckh
„Ódáðahraun“, die Missetäterwüste, ist der Titel des neuen Romans von Stefán Máni. Sein Buch "Das Schiff" (Skipið) ist im Januar 2009 bei Ullstein erschienen. Die Hauptfigur im Buch "Ódáðahraun" spielt Oðinn R. Elsuson, der auch im Buch "Das Schiff" auftaucht und dort eine kleine,
aber wichtige Rolle hat. Dort, in diesem Buch heißt es über ihn: "Der Mann ist kein anderer als Oðinn
R. Elsuson: Mitte dreißig, ein Mythos der Reykjaviker Unterwelt, bei weitem der älteste und
gefährlichste von allen Schlägern und Geldeintreibern, die noch Einfluss haben, ein richtiger
Dreckskerl, ein gnadenloser Schuft, der niemandem traut, nichts fürchtet und nach dem perfiden Motto
lebt: "Gesegnet sei derjenige, der Leichen als Freunde und Dämonen als Feinde hat." Und an anderer
Stelle: "...und Oðinn hat den Ruf, unsterblich zu sein. Natürlich ist biologisch betrachtet niemand
unsterblich, aber wenn es um Oðinn R. Elsuson geht, kommt man mit den Gesetzmäßigkeiten dieser
Welt nicht weit. Er ist ein lebender Mythos, ein Mann, den nur wenige kennen, über den viele reden
und den alle fürchten, ohne genau zu wissen, warum. Oðinn R. Elsuson ist kein sterblicher Mensch, er
ist das fleischgewordene Grauen.
Oðinn R. Elsuson, ein hartgesottener Krimineller, befindet
sich eines Tages im Besitz eines mysteriösen, nicht
zugestellten Briefes. Der Brief öffnet die Tür für Oðinn in die
Welt der Finanzen und des Aktienhandels und bevor er es
sich bewusst wird, führt der König der Unterwelt einen Krieg
gegen die führenden Kapitalisten Islands. Furchtlos im
Gebrauch von verschiedenen Tricks und Kniffen, ist Oðinn
im Nu erfolgreich und für eine Weile sieht es so aus, als ob er einer der reichsten und einflussreichsten Männer seiner Zeit
werden würde. Der letzte der Giganten aus den isländischen
Legenden, ist Oðinn eine monströse Figur, gleichzeitig beides
einsetzend, Angst und Schmeichelei und der vor nichts
zurückschreckt, was mit Geld und Macht zusammenhängt.
Aber kein Mensch ist ohne seine geheimen Teufel …
Ódáðahraun - Stefán Máni
"Ódáðahraun", das im isländischen Verlag auch mit "Memento Mori" (Gedenke des Todes) beworben wird, ist
Stefán Mánis achter Roman. Er nimmt darin einen
Erzählfaden von „Das Schiff“ auf, welches unter den
erfolgreichsten Büchern im Jahre 2006 in Island war. In seinem neuen Buch verschmelzen die Unterwelt und die Welt der Finanzen, um den Hintergrund
für eine fesselnde Geschichte geradewegs aus der isländischen Realität zu bilden. Natürlich ist Oðinn auch einer der lichtvollsten Gestalten des germanischen Götterhimmels. Er ist der
oberste Lenker der Schlachten, also ein Kriegsgott. Er ist aber auch ein Gott der Ekstase, worauf sein
Name, der mit "Erregung" und "Wut" in Verbindung gebracht wird, hindeutet, ferner Totengott.
Andererseits gilt Oðinn als Gott der Weisheit und der Dichtkunst. Oðinn, mal von grimmiger, mal von
gütiger Wesensart, ist ein Meister der Verwandlung. Trotz der Fülle seiner Macht, war der oberste der
Asen wie alle anderen Götter nicht unsterblich und dem Schicksal unterworfen. Das ihm zugedachte
Ende kam mit der Götterdämmerung. Sein Sturz war endgültig, denn von seiner Wiederkehr nach dem
Entstehen eines neuen Himmels und einer neuen Erde ist im Mythos nicht die Rede.
Man darf auf das neue Buch von Stefán Máni also gespannt sein, auch im Hinblick auf das aktuelle
Geschehen in Island, mit seiner Finanzkrise und den damit zusammenhängenden gesellschaftlichen
Verwerfungen.
Seinen zweiten Krimi „Vargurinn“ und damit der zweite Fall für den Kommissar Valdimar
Eggertsson hat Jón Hallur Stéfansson im letzten Herbst veröffentlicht. Der List Taschenbuch Verlag
hat beim Kauf der Rechte für den ersten Krimi von Jón Hallur "Eiskalte Stille" gleich die Rechte für
das zweite Buch mit gekauft und so können wir schon im März 2009 dieses Buch unter dem Titel "Brandstifter" im Buchhandel finden.
Island, Winter: In einer Kleinstadt brennen Häuser. Ist
ein Pyromane am Werk oder gibt es handfestere Motive?
Als ein Mädchen in den Flammen ihres Elternhauses
stirbt, ist Kommissar Valdimar Eggertsson klar, dass
eine Grenze überschritten wurde. Doch um den Täter zu
fassen, muss er sich mit einem undurchsichtigen
Geflecht aus Gerüchten, Lügen und den Abgründen
menschlicher Leidenschaft auseinandersetzen.
Vargurinn - Jón Hallur Stéfansson
Yrsa Sigurðardóttirs vierter Kriminalroman mit der Rechtsanwältin Dóra Guðmundsdóttir mit dem
Titel „Auðnin“ (Eisvenen) stieg direkt auf Platz zwei der Verkaufslisten in Island. Eindeutig an erster
Stelle ist aber Arnaldur Indriðason. So ist es gerade wie im letzten Jahr, als „Der glühende Tod“ auch
auf den zweiten Platz in der Verkaufsliste in der ersten Woche des Erscheinens kam. Die Handlung
des Romans „Auðnin“ kurz zusammengefasst ist wie folgt:
In der Mitte des Winters geht aller Kontakt zu zwei Isländern verloren, die in einem rauen und
spärlich bevölkerten Gebiet an der Nordostküste von Grönland arbeiten. Rechtsanwältin Dóra
Guðmundsdóttir wird beauftragt, mit einer kleinen Gruppe von Leuten zu der Baustelle zu reisen, um
herauszufinden, was passiert ist. Was passierte mit den zwei Männern? Hat es etwas zu tun mit dem
seltsamen Verschwinden einer Frau an diesem Platz einige Monate früher? Warum sind die
Einheimischen der Baustelle gegenüber so ablehnend? Welches grauenvolle Ereignis hat nahe am
Dorf Kaanneq – das bedeutet Hunger auf Grönländisch – stattgefunden?
Auðnin - Yrsa Sigurðardóttir
"Auðnin“, der vierte Kriminalroman von
Yrsa Sigurðardóttir mit der
Rechtsanwältin Dóra Guðmundsdóttir,
eine allein erziehende Mutter mit zwei
Kindern. Dóra ist gewitzt, lustig und
Detektiv wider Willen. „Auðnin“ ist ein
Krimi mit verwickelter Handlung, das
den Leser bis zum sehr überraschenden
Ende raten lässt, was geschehen und wer
der Täter ist.
Die Entstehungsgeschichte des neuen Kriminalromans von Ævar Örn Jósepsson „Land
Tækifæranna“ ist erwähnenswert. Ævar Örn hatte das Buch fast druckfertig, als die Banken
kollabierten, die Katastrophe in Gestalt der Finanzkrise eintraf. Die Geschichte in dem Roman handelt
vom Mord an zwei ganz unterschiedlichen Repräsentanten des isländischen Booms. Da ist zum einen
der Fremdarbeiter, in diesem Fall ein polnischer Arbeiter, der nicht in Island wäre, wenn es nicht die
wahnwitzigen Milliardäre und deren wahnsinnige Bauprojekte gäbe. Diese Milliardäre mit ihren
gigantischen Bauprojekten brauchen die polnischen Arbeiter. Ævar Örn schreibt, dass er es einfach
nicht vor sich rechtfertigen konnte, das Buch unverändert herauszubringen. Er musste einfach den
Untergang mit einbeziehen. Also schrieb er den Krimi in einer Tag und Nacht Aktion um. Und es hat
geklappt. Nun ist der Krimi am 28.11. erschienen, etwa ein Monat später als geplant. Ævar Örn
schreibt weiter, dass er im Nachhinein sehr froh darüber ist, dass er dies getan hat auch wenn sein
Verleger (verständlicher Weise) darüber nicht sehr glücklich war. "Land Tækifæranna", was auf
Deutsch ungefähr "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" heißt, lehnt sich stark an das amerikanische "Land of Opportunities" an. So beschreiben die Amerikaner ja ihr Land am liebsten... Ein ironischer
Titel, in der Tat.
Die Brüder Marek und Andrzej Pawlak kommen nach Island um
nach gut bezahlter Arbeit zu suchen, wie tausend andere von
Polen es zu dieser Zeit auch machen. Für Marek Pawlak war
Island das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Hier in der
Fremde, wollte er ein neues Leben anfangen, zusammen mit seiner
Verlobten und seinem Bruder. Sie hofften auch, dass die polnische
Mafia sie in Ruhe lässt, wollten auf der richtigen Seite des
Gesetzes sein, frei von allen bösen Geistern und Problemen der
Vergangenheit. Beides wurde war und sie hatten es in den
folgenden zwei Jahren sehr gut, arbeiteten auf dem Bau, in der
boomenden Baubranche Islands. Aber es dauerte nicht lange, bis
Marek etliche neue Möglichkeiten entdeckte, die er reinen
Gewissen einfach nicht unbenutzt verstreichen lassen konnte. Er
und sein Bruder schmuggelten Zigaretten in das Land und
verkauften selbstgebrannten illegalen Schnaps.
Land Tækifæranna - Ævar Örn Jósepsson
Auch Daniel Marteinsson ging es zu diesem Zeitpunkt gut und augenscheinlich war er einer der
reichsten Männer im Land. Vor Ort war er an der Spitze der internationalen Beteiligungen und der
Entwicklungen seiner Unternehmungen, die ihre solide Basis im Baugewerbe und Immobiliengeschäft
gründen. Er war also im gleichen Gewerbe wie Marek. Ein eiskalter Repräsentant des isländischen "Finanzwikingertums", die die Welt erobern, ein Liebling der isländischen Medien und geliebt und
umworben von Politikern aber auch vom Otto Normalbürger.
Im Frühjahr 2008 kommen die Geschäfte von Daniel und den Pawel Brüdern etwas ins wanken. Das
Baugewerbe ist bis zum Stillstand gekommen und die Gesellschaft als ganzes durch das Eintreten der
Finanzkrise eingefroren.
Der Herbst 2008 wurde dann für beide schicksalhaft. Der halbverbrannte Körper von Andrzej, dem
Bruder von Marek, wird in einem Lagergebäude entdeckt und es ist offensichtlich, dass das
Firmengebäude in Brand gesteckt wurde. Kurz darauf stürzt das ganze isländische Finanzsystem ein,
mit verheerenden Folgen für die ganze isländische Nation. Kurz danach wird Daniel ermordet und sein
Körper wird, an der Hintertür seines halbfertigen, protzigen Einfamilienhauses genagelt, gefunden. Es
gibt keinen Mangel an Verdächtigen.
Als zum Vorschein kommt, dass der letzte Job der Pawlak Brüder die Erstellung von Daniels neuem
Haus war, beginnen Katrin, Árni, Guðni und Stefán sich zu fragen, ob die Morde an den beiden so
komplett unterschiedlichen Leute miteinander verbunden sind.
Anzumerken ist, dass der deutsche Verlag von Ævar Örn Jósepsson "Btb" gemeldet hat, dass sie
sowohl „Sá yðar sem syndlaus er“ (Ohne Sünde) als auch "Land Tækifæranna" herausgeben wollen.
Dies wird wohl in den Jahren 2010 und 2011 der Fall sein. Es wird in Deutschland also kein Mangel
an Kriminalromane von Ævar Örn Jósepsson herrschen.
Bei meinen Recherchen zu den Neuerscheinungen auf dem isländischen Buchmarkt bin ich auch auf
eine Fernsehserie im isländischen Fernsehen gestoßen. Basierend auf den ersten zwei Büchern von Ævar Örn Jósepsson, "Skìtadjobb" auf deutsch "Scheißjob" und "Svartir Englar" auf deutsch "Schwarzer Engel" (im Oktober 2007 bei btb unter dem Titel "Dunkle Seelen" erschienen) ist diese
Miniserie gedreht worden. Die Serie wurde in Island im Herbst letzten Jahres gesendet und ist, soviel
ich herausgefunden habe, die populärste isländische Serie, die je im isländischen Fernsehen gelaufen
ist. Mit weit über 60% Zuschaueranteil. Die Gerüchteküche sagt, dass das ZDF Interesse an diesen
Folgen angemeldet hat. Auch, weil Sólveig Arnarsdóttir die Rolle von Katrin grandios gespielt hat
(und dafür mit dem isländischen Film- und Fernsehpreis Edda, als beste Schauspielerin in einer
Hauptrolle ausgezeichnet wurde). Und wie manche vielleicht wissen, hat sich Sólveig Arnarsdóttir schon einen Namen in Deutschland gemacht, unter anderem in der Rolle von Karin in der ZDF-Krimiserie "Der Kommissar und das Meer."
Ich denke, dass sich die deutschen Fernsehzuschauer auf diese Fernsehserie freuen können und hoffe, dass das ZDF diese Folgen einkaufen wird.
Das letzte Buch, das ich für dieses Mal vorstellen möchte,
ist „Sólkross“ auf Deutsch „Das Sonnenkreuz“ von Óttar
Martin Norðfjörð.
„Das Sonnenkreuz“ ist Óttar Martin Norðfjörðs zweiter
kluger Thriller. In diesem Buch liegt der Schwerpunkt
seines Augenmerks auf der Vergangenheit Islands in der
Wikingerzeit. Die Basis seines Romans sind tief greifende
Theorien über die ersten Siedler in Island. Heilige Zeichen,
eine gefährliche Suche nach heidnischen Tempeln, ein
suspekter Besuch von Nazis in Island im Jahre 1938. Die
nordische Mythologie und untergegangene
Kirchenfundamente sind nur ein flüchtiger Eindruck, von
was der Thriller handelt.
Adam Swift, den die isländischen Leser schon von „Abrahams Messer“ kennen, spielt eine der Hauptrollen in
diesem neuen Thriller, zusammen mit seiner Freundin
Embla Þöll. Ihre Suche nach Antworten, nach einem
großen, verlorenen Geheimnis der Wikinger beginnt in
Reykjavik, der Hauptstadt Islands, führt sie aber bald
zu der sagenumwobenen Südküste der Insel, zu Orten wie
Thingvellir, wo das erste demokratische Parlament der Welt im Jahre 930 von den Wikingern gegründet worden ist; Skálholt, der religiösester Ort Islands über 800
Jahre lang und andere berühmte Plätze der isländischen Sagen.
Óttar Martin Norðfjörð - Sólkross
Nach Jahren der Recherchen, hauptsächlich innerhalb der
alternativen isländischen Geschichte sowie der
alternativen Geschichte der Wikinger, liefert Óttar uns
einen sich rasant entwickelten Thriller über Islands
Vergangenheit, den Wikingern und ihrem verlorenen
Geheimnis, welches letztendlich enträtselt werden wird.
Das irische Sonnenkreuz, wo das Kreuz zusätzlich von
einer Kreisform umrandet wird. Auch dies, wie die
Menhirkreuze, eine nur auf Irland vorkommende
Gestaltungsform, die in ihrer Symbolik Jahrtausende
zurückreicht. Moderne Archäologen sehen in dem Kreis
des Sonnenkreuzes zwei mögliche Bedeutungen: eine
Anspielung auf das heidnische, in Naturzyklen denkende
Weltbild und ein Zeichen für das "Auge Gottes", das -
nach christlicher Auffassung - nun sonnenhaft über der
Kirchengemeinde leuchtet.
Zum Schluss noch einmal einen Hinweis auf eine isländische Fernsehserie. Auch diese Serie hat einen Bezug auf die isländische Krimilandschaft. „Pressa“, "Die Presse" heißt diese Serie. Die TV-Serie „Die Presse“ ist eine sich rasant entwickelnde Serie über Verbrechen, die bei der
Boulevardzeitung „Pósturinn“ in Reykjavik spielt. Diese Zeitung weist auf die bekannte isländische
Boulevardzeitung DV hin.
Foto Saga Film
Die sechs Episodenserien drehen sich um die Figur Lára, die eine allein erziehende Mutter in den
Dreißigern ist. Sie fängt in der ersten Episode bei der Boulevardzeitung als neue Berichterstatterin zu
arbeiten an. Am Anfang fließt auch das Verschwinden des Ingenieurs Máni ein. Zuerst sieht sein
Verschwinden als Verbrechen aus, vielleicht auch als Mord. Jedoch wird keine Leiche gefunden. Lára
verheddert sich in einer großen Story, die zu unwahrscheinlichen Szenerien führt, die sie, und das
Publikum, nicht voraussehen können.
Jede der 45minütigen Episode präsentiert ebenso einen Einzelfall, der am Ende der Episode aufgeklärt
wird. Die Sendung legt den Schwerpunkt auf die gegenwärtige moderne isländische Gesellschaft und
die Rolle der Boulevardzeitung, die diese Gesellschaft reflektiert. Die sechs Episoden sind in sich
eigenständig aber die Serie wurde durchgängig entwickelt. Die einzelnen Serien wurden mit der
Handkamera aufgenommen, was ihnen mehr Intimität mit dem Publikum verleiht. Auch durch das
rasante Tempo. Der Zuschauer fühlt, dass er Teil dieser Welt ist, er wird durch Spannung und
Tragödie mitgerissen und am Ende findet Lára heraus, was wirklich schief lief.
In der Redaktion von „Pósturinn“ gibt es keinen langweiligen Moment. Die Journalisten gehen so weit
wie sie können, um die Wahrheit herauszubekommen, stolpern über korrupte Politiker, vermisste
Personen, Mörder, sexuellen Missbrauch, Drangsalierungen, Selbstmorde und, um noch eines
draufzusetzen - die Kaffeemaschine ist kaputt.
Die Hauptdrehbuchschreiber sind Óskar Jónasson, der auch Regie führt und Sigurjón Kjartansson,
welche die Handlung der Geschichte entworfen haben, doch einzelne Episoden und Fälle, sind auch
von Islands bekanntesten Kriminalschriftstellern geschrieben worden. Von Árni Þorarinsson und Pall
Kristinn Pálsson, Ævar Örn Jósepsson und Yrsa Sigurðardóttir.
„Die Presse“ präsentiert eine Auswahl von ausgezeichneten Schauspielern und Schauspielerinnen:
Sara Dögg Ásgeirsdóttir, Kjartan Guðjónsson, Þorsteinn Bachmann, Stefán Hallur Stefánsson und
Nanna Kristín Magnúsdóttir.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht aber meistens Sara Dögg Ásgeirsdóttir, welche die anspruchsvolle
Rolle der Lára spielt, die Hauptrolle der Serie. Ihre Rolle sticht nicht heraus, doch gerade deshalb gibt
sie wirklich eine gute Vorstellung ab, vor allem in den ersten Episoden. Láras Kollegen sind alle
fesselnde und glaubhafte Charaktere, besonders die geradlinige Stina, die von Arndis Hrönn Egilsdóttir gespielt wird, Kjartan Guðjónsson gibt die überzeugendste Vorstellung der männlichen
Schauspielern, als Nökkvi, Láras strengem abgebrühten Chef.
Dies sind nun die Neuerscheinungen an Kriminalliteratur in Island im Herbst 2008. Ohne eine Gewähr
auf Vollständigkeit. Auch die zwei vorgestellten Fernsehserien klingen sehr interessant und es ist zu
hoffen, dass ein Fernsehsender diese TV-Serien vom isländischen Fernsehen RÙV übernimmt und
diese bald über unsere Fernsehschirme flimmern. Bei den Büchern bin ich mir sicher, dass diese bald
in Deutschland erhältlich sein werden. Die meisten Autoren oder Autorinnen haben ja bereits einen
deutschen Verlag. Wenn es soweit ist, werden die Leser von schwedenkrimi.de, sicherlich
frühstmöglich darüber informiert.
Nach dem Rückblick nun ein kleiner Ausblick. Im Mai, genauer gesagt vom 28.05.2009 bis zum
31.05.2009 findet in Reykjavik die diesjährige gemeinsame Hauptversammlung von SKS und AIEP statt.
SKS steht für die skandinavische Vereinigung der Kriminalschriftsteller und –innen, eine regionale
Vereinigung der AIEP. Die Mitglieder der SKS kommen aus Dänemark, Finnland, Island, Norwegen,
Färöer und Schweden. Alljährlich verleiht der SKS den skandinavischen Krimipreis „Glasnyckeln“.
AIEP ist die weltweite Vereinigung von Kriminalschriftstellern und Kriminalschriftstellerinnen, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die freie Meinungsäußerung und den Austausch von Ideen innerhalb der Schriftsteller aller Nationen und Sprachen zu fördern.