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"Die Frauen, die er kannte" von Mikael Hjorth und Hans RosenfeldtSex killsBettgefährtinnen Sebastian Bergmans ermordet
Wer mit Psychologe, Ekelpaket und Egomane Sebastian Bergman ins Bett geht, ist selbst Schuld und stirbt – nein, nicht an gebrochenem Herzen oder gar Aids, sondern durch die Hand eines Serienmörders. „Die Frauen, die er kannte“ ist der zweite Sebastian Bergman-Krimi, mit Reminiszenzen an „Das Schweigen der Lämmer“ und so manchen Längen. Da steckt viel drin Hjorth & Rosenfeldts zweiter Sebastian Bergman-Krimi „Die Frauen, die er kannte“ greift die Erfolgsformel des Thrillers von 1988 auf und fügt ihm noch den an sich selbst und am Leben gescheiterten Kotzbrocken und ehemaligen Psychologen Sebastian Bergman hinzu.
Spannend, aber nicht ohne Längen Manche Kapitel kann man getrost seitenweise überfliegen, um weiterzukommen, ohne Wesentliches zu verpassen, weil man schon zu Beginn des Abschnitts weiß, was Sebastian oder eine andere Figur am Ende des Kapitels tun wird; die Gedankengänge, die dazu führen, nachzuvollziehen, kann man sich oft sparen, denn der 728-Seiten-Wäscher von Hjorth & Rosenfeldt leidet zuweilen leider schon an Erklärungswut, und wäre nicht Edward Hinde, der die Handlung vorantriebe, ist fraglich, ob das oh so brillante Team um Torkel Höglund überhaupt alleine in der Lage wäre, den Fall zu lösen. Weniger ist manchmal mehr So konterkarieren die Autoren die immer wieder behauptete überragende Kompetenz des Teams beispielsweise dadurch, dass zwar jedem klar ist, dass Hinde trotz hoher Sicherheitsvorkehrungen und kommunikativer Abschottung irgendein Weg des Kontakts mit der Außenwelt möglich sein muss. Doch auf die Idee, den Laptop Hindes doch mal näher zu untersuchen, statt den Beteuerungen seitens der Gefängnisleitung Lövhagas – noch dazu aus dem Munde des völlig unfähigen und einfältigen Thomas Haraldsson, der sich schon in „Der Mann, der kein Mörder war“ vor allem durch Inkompetenz hervorgetan hat – vorbehaltlos Glauben zu schenken, ist schon am Limit dessen, was man als geneigter Leser noch hinzunehmen bereit ist. Apropos Thomas Haraldsson: Wie dumm und ahnungslos er sich in die Fänge Edward Hindes begibt, ist ebenfalls äußerst harter Tobak. So verlangt „Die Frauen, die er kannte“ den Lesern schon einiges ab. Auch an Zeit, denn 728 Seiten wollen erst einmal gelesen sein. Eine Verknappung und Verdichtung hätte dem Krimi gut getan – und wäre auch inhaltlich problemlos möglich gewesen. Es muss nicht alles und jedes Detail, jede Gefühlsregung und jeder Gedankengang aller Romanfiguren stets bis ins Letzte oder überhaupt beschrieben werden; auf manches kann sich der Leser durchaus selbst einen Reim machen. Grundsätzlich aber verfängt die zugrundeliegende Idee von „Das Schweigen der Lämmer“ auch in dieser Version aufs Neue. |
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"Der Mann, der kein Mörder war" von Mikael Hjorth und Hans RosenfeldtEin Neuer betritt die BühneKriminalpsychologe Sebastian Bergmann ermittelt in „Der Mann, der kein Mörder war“ erstmals – Verfilmung in Kooperation mit dem ZDF bereits im Gange
Hjorth & Rosenfeldt sind in Schweden keine Unbekannten, sondern als Regisseur und Drehbuchautor beziehungsweise Schauspieler und Fernsehmoderator etablierte TV-Persönlichkeiten. Ihre Fernseherfahrung merkt man ihrem Krimidebüt „Der Mann, der kein Mörder war“ an: Schnelle Schnitte und häufige Perspektivenwechsel erzeugen Dynamik und geben ein hohes Tempo vor. Daneben überzeugt „Der Mann, der kein Mörder war“ jedoch auch inhaltlich. Hjorth & Rosenfeldt heißt ein neues Autorenduo aus Schweden, das mit „Der Mann, der kein Mörder war“ debütierte. Doch Anfänger sind die beiden bei Leibe nicht. Michael Hjorth, 1963 geboren, ist ein erfolgreicher TV-Produzent, Regisseur und Drehbuchautor von unter anderem den Mankell-Verfilmungen. Auch Co-Autor Hans Rosenfeldt, Jahrgang 1964, hat hinlänglich Fernseherfahrung. Davon profitiert auch das Buch: Schnelle Schnitte und häufige Perspektivenwechsel erzeugen Dynamik und geben ein hohes Tempo vor. Damit stimmt bereits das äußere Gerüst, um einen spannenden Krimi zu erzeugen, und auch inhaltlich kann „Der Mann, der kein Mörder war“ überzeugen. Antipodisch angelegte Teamkollegen und Ermittler, die für Spannung(en) sorgen einerseits sowie andererseits ein Krimiplot, der wohlbekannt scheint, dann aber mit einer ganz anderen Lösung angenehm überrascht. Doch der Reihe nach. Profis am Werk Pfadfinder entdecken in Västerås die Leiche des 16jährigen Roger. Er wurde brutal misshandelt, sein Herz herausgerissen. Die lokale Polizei um Polizeikommissar Haraldsson, eine tragische Figur, versagt kläglich, weshalb sich Haraldssons Chefin Kerstin Hanser veranlasst sieht, die Reichsmordkommission einzuschalten. Sie bittet ihren ehemaligen Mentor Torkel Höglund und sein Team – die junge und begabte Vanja Lithner, die penible und übermenschlich genaue Kriminaltechnikerin Ursula sowie Billy, das Computergenie, das seit Stieg Larsson in keinem Krimi mehr fehlen darf – um Hilfe. Hinzu gesellst sich später noch – sehr zum Missfallen aller Teammitglieder, vor allem der weiblichen – der (ehemalige) Polizeipsychologe Sebastian Bergmann. Seit er beim Tsunami 2004 in Thailand seine Frau und seine Tochter verlor, hat er nicht mehr gearbeitet und ist noch unausstehlicher geworden, als er es vorher schon war – falls möglich. Er versucht, seinen Schmerz erst mit Alkohol und Pillen, später mit Sex und zahlreichen Affären zu betäuben, natürlich vergeblich. Eigentlich ist er in Västerås, um sein Elternhaus zu verkaufen. Doch dann findet er im Nachlass seiner Mutter einige Briefe, die nahelegen, dass er Vater einer inzwischen erwachsenen Tochter ist. Als er seinem ehemaligen Kollegen Torkel begegnet und dieser ihn einlädt, an den Ermittlungen teilzunehmen, sieht er seine Chance gekommen, an die Adresse seiner Tochter zu kommen und willigt ein. Natürlich verbeißt er sich dabei immer mehr in den Fall und gewinnt wieder Interesse an seiner Arbeit und an seinen Mitmenschen. So weit so vorhersehbar. Vorhersehbar auch, dass der Schuldirektor von Rogers neuer Schule, einem elitären Privatgymnasium, in den Verdacht gerät, Roger ermordet zu haben, als sich herausstellt, dass der überaus korrekte Ragnar Groth homosexuell ist.
Doch zum Glück für „Der Mann, der kein Mörder war“ stellt sich dies als falsche Fährte heraus. Allzu berechenbar wäre der Krimiplot sonst geworden und routinierte Krimileser hätten „Der Mann, der kein Mörder war“ gelangweilt und enttäuscht zur Seite gelegt. So aber wird man gar nicht müde, auch die noch verbleibenden fast 300 Seiten zu lesen und wird in jeglicher Hinsicht von der Lösung des Falls positiv überrascht. Weder sind Mörder und Mordmotiv zu weit hergeholt noch erscheint die gesamte Konstruktion zu unrealistisch und künstlich. |
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