In Sara  Blædels Debüt „Grüner Schnee” aus dem Jahr 2004 begibt sich die Journalistin  Camilla Lind, eine der zwei Protagonistinnen, um der guten Story Willen fahrlässig  in Gefahr. Wie weit würde Sara Blædel selbst gehen, um eine gute Story zu  bekommen? Mindestens auf eine nicht ganz ungefährliche Tour mit der  griechischen Militärjunta, wie die Autorin und Journalistin im Interview mit  schwedenkrimi.de verrät …
     
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            | Sara Blædel Foto: Jesper Sunesen | 
           
         
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Literaturportal schwedenkrimi.de: Sie sind heute hier auf der Krimimesse, um 
    Ihren dritten Krimi mit Louise Rick zu präsentieren. In  Deutschland ist kürzlich Ihr erster Kriminalroman „Grüner Schnee” erschienen. Warum  gerade Krimis? Was fasziniert Sie daran?
  
Sara Blædel: Ich  habe mich schon mein Leben lang für 
    Krimis interessiert. Als all meine Freundinnen anfingen,  Liebesromane und Pferdegeschichten zu lesen, blieb ich bei meinen Krimis. In  den 90ern hatte ich selbst einen Verlag und veröffentlichte Krimis. 
  Literaturportal schwedenkrimi.de: Die Kritiken apropos Ihres Erstlings waren 
    jedoch recht ambivalenter Natur. Ein Kritiker titulierte  Ihren Roman als „Biedermeierkrimi“. Ein anderer klassifizierte Sie als  „feministisch“ und wieder andere sprachen von einem „Lifestyle-Thriller“. Wie  würden denn Sie selbst Ihre Krimis beschreiben? 
  Sara Blædel: Am  ehesten noch „Lifestyle-Thriller”, zumindest für den Ersten. Aber schon der Zweite ist vielmehr  ein Polizeiroman. Es kommt nicht so viel Privates vor. Als ich an meinem  zweiten Roman „Nenn mich Prinzessin“ arbeitete, habe ich eine Entscheidung  getroffen. Ich wollte Krimis schreiben und nicht eine Art „Lady-Storys“. Ich  habe mich gefragt, wo ich mich selbst sehe und die Antwort war eindeutig  „Krimi!“ Die Intrige und der Plot interessieren mich beim Schreiben am meisten.  Das Private spielt nur noch insofern eine Rolle, als die Leute wissen möchten,  mit wem sie es zu tun haben. Man braucht Figuren aus Fleisch und Blut, aber das  Private darf den Krimiplot nicht überschatten.
  Literaturportal schwedenkrimi.de: Wird es denn auch weiterhin bei den 
    beiden Protagonistinnen Camilla und Louise bleiben?
  Sara Blædel: Ja.
  Literaturportal schwedenkrimi.de: Und warum gerade zwei Protagonistinnen? Warum  nicht nur eine?
  Sara Blædel: Ich  kann so aus zwei verschiedenen Perspektiven schreiben. Louise kann als Polizistin zu  Plätzen gehen, zu denen Camilla nicht gehen kann. Louise schaut mehr von Außen  auf die Dinge, während Camilla als Journalistin den Dingen mehr auf den Grund  gehen kann. Die Polizei interessiert sich zuerst dafür, ob der Verdächtige zur  richtigen Zeit am richtigen Ort war. Der Journalist kann sich mehr auf das  Menschliche konzentrieren, fragen „Wer bist du? Wie ergeht es dir dabei?“ Das  macht die Polizei nicht. Beide, Camilla und Louise, recherchieren zwar, aber  ich nutze sie auf zwei verschiedene Arten.
  Literaturportal schwedenkrimi.de: Was haben Sie denn mit Camilla und 
    Louise gemeinsam? Wenn Sie überhaupt etwas, mit den beiden  teilen … 
  Sara Blædel: Natürlich  teilen Camilla und Louise einige 
  gemeinsame Erfahrungen mit mir. Ich habe auch ein wenig  meine Freunde und Kollegen dort einfließen lassen, aber ich habe nicht mich  selbst eingebracht. Ich schreibe nicht über mich. Das wäre zu begrenzend. Ich  würde ständig denken „Nein, das würde ich niemals tun!“ Aber wenn es um  schmerzhafte Erfahrungen geht beispielsweise, dann steckt da natürlich auch ein  Teil von mir drin.
  
Literaturportal schwedenkrimi.de: Sind Sie selbst als Journalistin denn auch 
    einmal in eine solch gefährliche Situation geraten wie  Camilla in „Grüner Schnee“?
  Sara Blædel: Nein,  nein. Natürlich ist man als Journalist 
  sehr neugierig und ich kann schon sehr weit gehen, um ein  Interview zu bekommen, aber ich habe mich niemals in Gefahr gebracht. 
  Literaturportal schwedenkrimi.de: Was war denn die spannendste oder 
    gefährlichste Situation, in die Sie als Journalistin  hineingeraten sind? 
  Sara Blædel: Als  ich zu meinem ersten Buch 
  recherchierte, in dem es um Prinzessin Anne-Marie ging, die  1964 König Konstantin von Griechenland heiratete und 1967 mit ihrem Mann aus  Griechenland ins italienische Exil flüchten musste, reiste ich nach Athen. Dort  half mir ein Kollege, eine Verabredung mit einem alten Obristen von der Junta  zu bekommen. Der führte mich raus aufs Land, zu dem Schloss. Das lag sehr  abgelegen. Wir passierten mehrere Checkpoints. Es war sehr warm und er trank  die ganze Zeit Whiskey aus einer Sodaflasche. Als wir dann das Schloss  besichtigt hatten, bat ich ihn, mich wieder zum Bahnhof zu bringen, aber er  schüttelte nur den Kopf und führte mich stattdessen zu einem sehr abgelegenen  Restaurant. Als wir mit dem Essen fertig waren, bat ich ihn erneut, mich zum  Bahnhof zu bringen, aber auch diesmal nur Kopfschütteln und das Angebot, mich zu  einem sehr hohen, damals am Putsch beteiligten Militär zu führen, damit ich ihn  interviewen könne. Ich bekam schon ein bisschen Angst und rief meinen Vater an,  der auch ein sehr bekannter Journalist ist und sagte: „Daddy, was soll ich tun?  Ich sitz hier in einem abgelegenen Dorf mit einem Verrückten von der Junta …“ Mein  Vater meinte, ich sollte die Chance nutzen und das Interview machen, aber mir  war immer noch nicht wohl bei der Sache. Also rief ich meinen Kollegen in Athen  an, der dann mit dem Typen sprach und ihm sagte, dass mein Vater ein sehr  bekannter Journalist in Dänemark sei und er mich auf der Stelle gehen lassen  solle. Daraufhin begleitet er mich dann endlich zum Bahnhof. 
  Literaturportal schwedenkrimi.de: Und wie nahe kommen Sie der Realität in 
    Ihren Krimis? Wie wichtig ist es Ihnen, die Realität  abzubilden?
  Sara Blædel: Das  ist mir sehr wichtig und wenn ich vom 
    Alltag eines Journalisten schreibe, ist es natürlich ein  Leichtes für mich. Schwieriger wird es da schon, die Wirklichkeit eines  Polizisten abzubilden, aber da ich selbst jahrelang als Journalistin, auch als  Gerichtsreporterin, gearbeitet habe, kenne ich alle wichtigen Leute bei der  Kopenhagener Polizei, die ich immer wieder frage. 
  Literaturportal schwedenkrimi.de: Was interessiert Sie an der Polizeiarbeit am meisten?
  Sara Blædel: Alles, was mit Forensik und 
    Kriminaltechnik zu tun hat, finde ich sehr spannend. Ich  bespreche mich auch bei jedem neuen Buch mit den Kriminaltechnikern und  Forensikern. Ich sage dann, dass ich zum Beispiel eine Wasserleiche habe und  sie erklären mir dann, was mit der Leiche passieren würde, wie sie aussehen  würde, wenn sie zum Beispiel sechs Stunden im Wasser gelegen hat und so weiter.
  Literaturportal schwedenkrimi.de: Sie haben ja schon als Kellnerin gearbeitet,
    als Art Designerin, Verlegerin, Journalistin und Autorin …  Könnten Sie sich auch vorstellen, als Polizistin zu arbeiten?
  Sara Blædel: Oh  ja! Und ob! Sowohl als Journalistin als 
  auch als Polizistin muss man ja sehr neugierig sein und mir  macht es einfach Spaß, Nachforschungen anzustellen.
  Literaturportal schwedenkrimi.de: Vielen Dank für das spannende Interview!