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      | Supergirl mit Macke "Millennium-Trilogie" 
          von Stieg Larsson
Nein, die Welt ist nicht  so, wie wir sie uns wünschen. Wenn wir Stieg Larsson Glauben schenken dürfen,  erst recht nicht im Heimatland der Elche. Und so dürfen wir mit den Hauptkräften  seiner „Millennium-Trilogie“, dem Enthüllungsjournalisten Mikael Blomquist und  der verhaltensgestörten, aber dafür umso genialeren Lisbeth Salander durch  einen Sumpf aus Wirtschaftskriminalität, Geldwäsche,  Geheimdienstverschwörungen, Mord, krankhaftem Sadismus und Pädophilie waten.  Das Böse ist immer und überall - nichts, was das Leben an Schändlichkeiten  bereithalten kann, bleibt den beiden und damit auch uns erspart. 
  Geht es in „Verblendung“  (2006), dem ersten Band der Trilogie, noch vergleichsweise familiär zu –  Blomquist wird beauftragt, in der Familie eines Großunternehmers nach dem  vermeintlichen Mörder dessen vor langer Zeit spurlos verschwundener Enkelin zu  suchen – so bewegt sich die Handlung der beiden Folgeromane überwiegend eine  Etage höher auf der Ebene staatlicher Vollzugsorgane und der Geheimdienste. Im  zweiten Band „Verdammnis“ (2007), erfahren wir mehr über die wahren Gründe  dafür, dass Salander so ist, wie sie ist. Sie ist ein Opfer, als Kind durch  staatliches Verschulden in höchstem Maße traumatisiert, aber im Gegensatz zu manch  anderem Opfer wehrt sie sich und das mit teilweise äußerst drastischen Mitteln.  Diesmal finden wir den Großteil der Bösewichter sowie deren Helfershelfer in  einer kleinen Sektion des schwedischen Geheimdienstes. Diese werden natürlich  im dritten Band „Vergebung“ (2008) noch fieser – Mordanschlag auf Blomquist  inklusive – aber dafür auch schließlich und endlich der gerechten Strafe  zugeführt. Die Bösen kriegen ihr Fett weg und die Guten lassen die Champagnerkorken  knallen. Als Belohnung für unser Durchhalten solchermaßen mit einen Happy-End  versöhnt, legen wir also die Trilogie mit einem erleichterten Seufzer beiseite:  Alles ist wieder gut. Oder vielleicht doch nicht? 
  Stieg Larsson ist (oder  besser war, denn er starb 2004) Journalist und die Figur des  Enthüllungsjournalisten Mikael Blomquist lässt uns erkennen, wie Larsson sich  selber sieht: nämlich als unerschrockenen Kämpfer für das moralisch Richtige. Seine  Waffe ist das geschriebene Wort. Aber – und hier liegt die erste von vielen  Schwächen der Trilogie - er vergisst oder ignoriert, dass der lobenswerte Wunsch,  die Welt zu verbessern, nicht blind machen darf für die Wahl der Mittel, mit  denen dieses Ziel erreicht werden soll. Auch Blomquist und Salander nämlich bewegen  sich teilweise deutlich außerhalb des gesetzlich Erlaubten. Subjektiv verzeihlich:  der Feind muss mit seinen eigenen Mitteln geschlagen werden. Objektiv hingegen durchaus  fragwürdig: Gesetzesübertretungen bleiben Gesetzesübertretungen, gleich von wem  sie zu welchem Zweck auch immer begangen werden. Aber für diese Problematik  interessiert Larsson sich nicht.
   
    
 
      | Buchtipp |  
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  Mit der Figur Lisbeth  Salander – Hauptschwäche Nummer Zwei  – will uns der Autor zeigen, wie ein Mensch in  einer Welt überleben kann, die ihm sämtliche Entfaltungsmöglichkeiten nimmt. Kommunikative  Fähigkeiten suchen wir bei Salander vergeblich. Ihre Waffe ist ihre  Intelligenz. Erlittenes Unrecht rächt sie gnadenlos im Rahmen ihrer jeweiligen  Möglichkeiten. Salander lässt sich nichts gefallen, Salander schlägt zurück. Aber  Larsson verliert das Gefühl für das Glaubhafte: Man möchte Bravo! rufen, wenn Salander  zwei Mitglieder einer Motorradgang vermöbelt und vergisst dabei zu fragen, wie  eine schmächtige Frau von 40kg und 1,50m Körpergröße, denn als solche wird sie  beschrieben, dergleichen in der Realität bewerkstelligen würde. Aus den  aussichtslosesten Situationen windet sie sich heraus, mehr oder weniger lädiert  zwar, aber sie schafft es, nicht zuletzt dank der Hilfe ihrer Mitkombattanten.  Sie ist ein veritables Stehaufweibchen, Supergirl mit Macke, virtuose  Computerhackerin, perfekt in Allem, was sie kann. Zu perfekt - die Geschichte gleitet  streckenweise ab ins Comichafte. 
  Stilistisch bieten die  Romane solide Durchschnittskost. Nach schwerfälligem Start in „Verblendung“  kommt die Geschichte erst nach ungefähr 100 Seiten richtig ins Rollen.  Auffällig sind etliche Ungenauigkeiten  und  diverse haarsträubende Passagen, in denen wir den Eindruck nicht los werden, Elektronikkonzerne  und ein bekanntes schwedisches Möbelhaus seien an Larssons Honorar in  erheblichem Maße beteiligt. Das ist nicht nur überflüssig und peinlich, sondern  obendrein reines Gift für den Erzählfluss.  Warum in Dreiteufelsnamen hat das Lektorat  Larsson hier nicht auf die Finger geklopft? 
  Larsson möchte nach  eigenem Bekunden Kritik am Zustand der schwedischen Gesellschaft üben. Ein  lobenswerter Vorsatz, aber mit Verlaub: Das haben Sjöwall/Wahlöö vor 40 Jahren um  Einiges besser hinbekommen. Als Zeitungsmann weiß Larsson, wie er schreiben  muss, um die Auflage in die Höhe zu treiben. Genauso schreibt er seine Trilogie,  reißerisch und nahezu ohne jede Subtilität. Denn Larsson überzieht: Fast alle  Protagonisten sind in Ihren Charaktereigenschaften, den guten wie den  schlechten, leicht bis deutlich überzeichnet. Hier wäre weniger mehr gewesen. Und  zu allem Überfluss erweckt er den Eindruck, als hätte er selbst nicht  verstanden, worüber er schreibt: „Es  handelt sich nicht um Spione und Geheimorganisationen, sondern um ganz  gewöhnliche Gewalt gegen Frauen“ , lässt er seinen Helden Blomquist gegen  Ende der Trilogie sagen, aber das ist nicht nur zu kurz gegriffen, sondern  schlicht und ergreifend falsch: Es geht ganz allgemein und handfest um Macht,  deren Ausübung und deren Erhalt. Es spielt hierbei keine Rolle, ob die  Machtausübenden Individuen oder Institutionen sind – fehlen Verantwortung und Kontrolle,  wird Machtausübung zum Selbstzweck. Und dann wird’s brenzlig!Wenn der Plot auch nicht sonderlich originell ist, so  hätte er durchaus die Möglichkeit geboten, sich dem Thema „Macht und  Machtmissbrauch“ auf differenziertere Weise zu nähern, als in der Trilogie  geschehen. Aber diese Gelegenheit lässt Larsson aus und reduziert so seine intendierte  Kritik an der schwedischen Gesellschaft ungewollt auf drei durchschnittliche,  zugegebenermaßen leidlich spannende Thriller.
              
              Vielen Dank an Uwe Fischer © Januar 2012 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
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      | Danke, Noomi Rapace, für diese Lisbeth Salander! Kinofassung von "Verblendung" 
          von Stieg Larsson
          „Verblendung” ist gewiss  Kinounterhaltung auf hohem internationalen Niveau, doch zum Ereignis wird der  Film durch Noomi Rapce
 Weltweit wurden bisher mehr als 15 Millionen Exemplare der „Millennium-Trilogie“  von Stieg Larsson verkauft. Allein in Deutschland begeisterten die Romane  bislang über drei Millionen Leser. Anfang Oktober kommt nun mit „Verblendung“  die Verfilmung des ersten Romans aus der Reihe in unsere Kinos. Herausgekommen  ist ein Kinofilm auf internationalem, hohem  Niveau, ausgerichtet, ein breites, internationales Publikum zu erreichen. Doch  auch die Fans der Romane werden  ihre  Freude an den Verfilmungen haben, denn mit der Besetzung von Noomi Rapace als  Lisbeth Salander haben die Macher mehr als nur den richtigen Riecher bewiesen,  entpuppt sich Noomi Rapace als Lisbeth Salander doch als wahrer Glücksfall für  die Verfilmungen.
 
 
 Wenn sich mit Yellow Birds eine der größten skandinavischen  Kino- und Fernsehfilmproduktionsgesellschaften, die unter anderem die ersten  Wallander-Filme oder zuletzt die TV-Filme um Irene Huss produzierte, in  Kooperation mit dem ZDF, dem schwedischen Fernsehen und Nordisk Film an eine  weitere Verfilmung eines schwedischen Kriminalbestellers macht, dann darf man  eines nicht (mehr) erwarten: Die ganz spezielle, oft skurrile, mindestens aber  außergewöhnliche Sicht- und Erzählweise, die skandinavische Filme oft  auszeichnet, wie zum Beispiel „Italienisch für Anfänger“, „Fucking Åmål“ oder „Wie  im Himmel“ und auch noch die ersten Wallander-Verfilmungen mit Rolf Lassgård. Aber  eines darf man ganz gewiss erwarten: Kino- oder Fernsehunterhaltung auf allerhöchstem  Niveau, technisch hochprofessionell um- und in Szene gesetzt. Das ist auch bei  „Verblendung“, der ersten Verfilmung des gleichnamigen ersten Romans der  „Millennium-Trilogie“ von Stieg Larsson, nicht anders.
 Kinounterhaltung auf allerhöchstem Niveau, technisch hochprofessionell  umgesetzt  Der Film, der am 1. Oktober in unsere Kinos kommt, hat alles,  was es zum kommerziellen Kassenschlager braucht: eine gute Story, spannende  Charaktere und vor allem eine hochkarätige Crew vor und hinter den Kameras. In  den Hauptrollen sind Michael Nyqvist („Zusammen“, „Die fünfte Frau“, „Wie im  Himmel“) als Mikael Blomkvist, Noomi Rapace (hierzulande noch eher unbekannt,  das wird sich mit diesem Film allerdings schlagartig ändern) als Lisbeth  Salander, der alt-ehrwürdige Sven-Bertil Taube als Henrik Vanger und Peter  Haber („Kommissar Beck“) als Martin Vanger zu sehen, Regie führte Niels Arden  Oplev („Der Adler“). Damit ist garantiert, dass das komplexe und einzigartige  Krimiepos von Stieg Larsson international, massentauglich und kinogerecht inszeniert  wurde. Tatsächlich langweilt der Film, der mit zweieinhalb Stunden Spielzeit  doch eine beträchtliche Überlänge aufweist, keine Sekunde, nicht einmal, wenn  man die eigentliche Geschichte aus dem Roman bereits kennt (Kürzungen und  Streichungen gibt es, natürlich, gleichwohl; anders wäre diesem und den beiden  folgenden Werken fürs Kino wohl kaum gerecht zu werden). Niels Arden Oplev und  seinem Team ist es gelungen, das Düstere, das der Erzählung anhaftet, in die  passenden Bilder umzusetzen. Auch die Musik, nicht unbedingt sparsam  eingesetzt, trifft den richtigen Ton. All das ist, wie bereits erwähnt,  hochprofessionell, stimmig und für ein internationales Kinopublikum arrangiert.  Doch zum eigentlichen Ereignis wird „Verblendung“ durch Noomi Rapace als  Lisbeth Salander. Tusen, tusen tack, Noomi Rapace!  Anders als in der Romanvorlage, in der zunächst Mikael  Blomkvist der tragende Charakter ist, ist Lisbeth Salander alias Noomi Rapace  im Film von Anfang an gleichberechtigt dabei, und schon bald spielt sie den  renommierten Michael Nyqvist an die Wand. Gegen diese Lisbeth Salander, die von Noomi Rapace verkörpert wird, wirkt  die eigentlich doch sehr charismatische (Roman-)Figur Mikael Blomkvist blass.  Noomi Rapace aber ist als Lisbeth Salander von der ersten bis zur letzten  Sekunde mit großer Intensität präsent. Noomi Rapace IST Lisbeth Salander, von  Kopf bis Fuß, mit Leib und Seele. Für die Rolle des introvertierten, taffen  Hackers unterzog sich die junge Schauspielerin einem radikalen Wandel: Sie ließ  sich die Haare schneiden, nahm Boxunterricht, um ihren Körper in ein  Muskelpaket zu verwandeln, ließ sich Piercings durch ihre Augenbrauen, Lippen,  Ohren und Nase stechen, und machte sogar den Motorradführerschein. Lediglich  das riesige Tattoo ist nicht echt, sondern wurde aus Amerika importiert.  Weckt die Neugier und macht Lust auf die zwei weiteren Verfilmungen  Dass Schauspieler sich für eine Rolle wahlweise ein paar Kilo  anfuttern oder abhungern, oder dass sie trainieren, um Muskeln zuzulegen, ist  nicht ungewöhnlich. Hier aber hat es offensichtlich zu einer besonders starken,  einmaligen Identifikation mit der Rolle beigetragen, die dem gesamten  Filmprojekt zugute kommt und es zum Highlight macht. Bonuspunkt für die  Bücherwürmer: Noomi Rapace als Lisbeth Salander trifft mit ihrer Darstellung  der Figur voll ins Schwarze. Genau so hatte man sich dieses verletzte Wesen  beim Lesen vorgestellt, und das macht bereits jetzt Lust auf die beiden  folgenden Verfilmungen, die 2010 ins Kino kommen sollen.
 
 
             
 
 Fazit: „Verblendung“ ist ein Kinofilm auf internationalem,  hohem Niveau; die Verfilmung eines Romans für ein breites, internationales  Publikum, an dem aber auch die Fans der Romane ihre Freude haben werden, nicht  zuletzt dank Noomi Rapace als Lisbeth Salander.
 
 Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
 © September 2009 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
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      | Weck die Amazone in dir "Vergebung" 
          von Stieg Larsson
Fulminanter Schluss einer grandiosen  Romanserie über Machtmissbrauch und Gewalt gegenüber Frauen
 „Vergebung“ schließt die  Millennium-Trilogie Stieg Larssons ab. In der Retrospektive aller drei Romane  wird deutlich, dass der Autor und Journalist nicht einfach „nur“ drei spannende  Thriller abliefern wollte, sondern dass es ihm um mehr ging. Das große,  übergeordnete und alle drei Romane verbindende Thema ist dies der Gewalt gegen  Frauen. In „Verblendung“ geht es neben dem Mord an einer Frau weiter um Folter,  Vergewaltigung, Zwang, Erniedrigung und die „Frau als Ware“. „Verdammnis“  thematisiert die Zwangsprostitution, die Verstrickung mächtiger Männer in  dieses „Business“ und wie solche Männer bedenkenlos das Leben eines/einer  Einzelnen ruinieren, um sich selbst zu schützen. „Vergebung“ führt dies weiter  und offenbart jedes perfide Detail. Doch gäbe es Menschen wie Mikael Blomkvist  und Lisbeth Salander, es bestünde Hoffnung, diesen Menschen wenigstens ab und zu  das Handwerk zu legen, und vielleicht schlummert in jedem und jeder von uns ein  wenig Blomkvist und ein wenig Salander – mögen sie erwachen.
 
 Stolze 848 Seiten umfasst der  dritte und abschließende Band „Vergebung“ in Stieg Larssons  Millennium-Trilogie, und nicht auf einer einzigen langweilt der Autor oder  verliert den roten Faden dieser komplexen Intrige aus den Augen. Er erzählt  souverän und flüssig, treibt die Handlung mit aller Konsequenz voran und  verbindet geschickt einen spannenden Polit-Thriller, der die Frage aufgreift,  wer kontrolliert eigentlich die Spione und die Sicherheitspolizei, mit dem  Thema Gewalt gegen Frauen. Denn das ist – neben der Aufdeckung der wahren  Verhältnisse und dem tatsächlichen Mörder – von zentraler Bedeutung in  „Vergebung“. Dabei wird Stieg Larsson nie pathetisch-feministisch, sondern  zeigt kühl, wie einige wenige (Männer) ihre Macht missbrauchen, um sich selbst  und einen pathologischen Mörder zu schützen. Sie gehen äußerst emotionslos,  rational und ihrer eigenen Spionagelogik folgend konsequent vor. Es zählt nicht  der Mensch, es zählt „die Sache“ und dass die Macht gewahrt bleibt. Opfer  dieser perfiden Machtintrige ist Lisbeth Salander. Sie wird gegen Ende des  zweiten Romans „Verdammnis“ in den Kopf geschossen und lebensbedrohlich  verletzt, kann jedoch, da Mikael Blomkvist sie rechtzeitig findet, in einer  Notoperation gerettet werden – Auftakt zum finalen Kampf gegen ihren  Widersacher Alexander Zalatschenko und nicht zuletzt gegen den schwedischen  Geheimdienst.
 Roman über Gewalt gegen Frauen Dank Blackberry, E-Mail, Hackern, Handys und allen  anderen Möglichkeiten der modernen Kommunikation gelingt es ihr zusammen mit  „Kalle Fucking Blomkvist“, den Tätern das Handwerk zu legen. Gut auch, dass  Mikael Blomkvist seinen Gegnern immer einen Schritt voraus ist und die „Guten“  aufseiten des Staatsdienstes schnell auf seine Seite ziehen kann – vielleicht  die einzigen zwei Punkte, die etwas zu reibungslos klappen, aber nicht um  Realismus geht es, sondern es gilt, das Prinzip von Gewalt gegen Frauen und  Machtmissbrauch offen zu legen – und das ist Stieg Larsson fulminant gelungen.  „Vergebung“ bildet den in jeder Hinsicht würdigen Schlussakt einer grandiosen  Romanserie über Machtmissbrauch und Gewalt gegenüber Frauen in einer durch und  durch medialisierten Welt.
 Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
 © Juni 2008 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
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      | Amazone "Vergebung" 
          von Stieg Larsson
          Der dritte und letzte Band  der Trilogie um die imaginäre Zeitschrift "Millenium" greift die  Handlung dort wieder auf, wo der zweite Band "Verdammnis" aufgehört  hat. Lisbeth Salander überlebt, nachdem sie lebendig mit einer Kugel im Kopf vergraben  wurde, aber ihre Schwierigkeiten sind weit davon entfernt, vorbei zu sein. Die  Frau, hinter der sie in Stockholm seit Wochen wegen dreifachen Mordes her sind,  entgeht nur knapp dem Tod. Mächtige Kräfte aber arbeiten daran, sie wieder zum Schweigen  zu bringen und diesmal für immer. Mikael Blomkvist vergräbt sich in der geheimnisvollen  Vergangenheit von Lisbeth und bald ist er auf der heißen Spur zur Wahrheit. Er  beginnt eine Enthüllungsgeschichte zu schreiben, die Lisbeth Salanders  entlasten und die Regierung, den Sicherheitsdienst und das ganze Land in seinen  Grundfesten erschüttern wird. Und schließlich wird es eine Chance für Lisbeth  Salander sein, sich mit ihrer Vergangenheit zu befrieden und eine Gelegenheit  für die Justiz - die wahre Justiz - sich durchzusetzen.
 Aber lassen wir Mikael  Blomkvist  selbst zusammenfassen:  "Ihr Name ist Lisbeth Salander. Die Schweden haben sie durch die  Pressekonferenzen der Polizei und die Überschriften der Abendzeitungen  kennengelernt. Sie ist 27 Jahre alt und 1 Meter 50 groß. Sie ist als  Psychopathin, Mörderin und lesbische Satanistin dargestellt worden. Bei den  absurden Geschichten, die bis jetzt über sie in Umlauf gebracht wurden,  schienen der Fantasie fast keine Grenzen gesetzt zu sein. In diesem Heft  erzählt Millenium die Geschichte, wie  Beamte sich gegen Lisbeth Salander verschworen, um einen pathologischen Mörder  zu schützen."
 
 Stieg Larsson beschreibt auf  über 800 Seiten diese Geschichte von Lisbeth Salander. Ohne eine langweilige  Passage und ohne eine einzige Zeile, die überflüssig erscheint. Stieg Larsson  gelingt es wieder, die manchmal ziemlich komplizierte Handlung mit ihren  zahlreichen Nebenhandlungen zusammenzuhalten. Die einzelnen Kapitel greifen  ineinander über und bilden ein ausgetüfteltes Ganzes. Sein Wissen über den  Gegenstand seines Romans, die Sicherheitspolizei - SiPo - und die Politik in  Schweden ist enorm. Er hat den Finger am Puls der Zeit. "Vergebung"  ist nicht nur einfach ein Kriminalroman. Er ist eine detaillierte, kritische  Beschreibung des heutigen Schwedens. Der Kern des dritten Bandes ist die SiPo  und die Frage, wer kontrolliert die Spione. Wie ist es möglich, dass sich in  einem demokratischen Staat eine Gruppe installiert, die sich über Recht und  Gesetz stellen kann, "eine kleine Gruppe von Selektierern, überwinterten  Kalten Kriegern, die sich in irgendeinem schattigen Korridor der SiPo  verbergen."
 
 Eine verschworene Truppe,  die sich nun aufmacht, ihre Aufdeckung mit allen Mitteln zu verhindern. Sie  schrecken weder vor Einbruch, illegalen Abhöraktionen noch vor Mord zurück.  Mikael Blomkvist und seine Mitstreiter treten nicht gegen eine Verbrecherbande  an, sondern gegen eine Behörde des Staates. Zwar einem kleinen Teil dieser  Behörde, der sich aber durchaus seiner Illegalität bewusst ist, seit sie den  russischen Überläufer Zalatschenko in ihren Reihen aufgenommen hat. Und eine  Gruppe, die ohne Skrupel ist. Alexander Zalatschenko ist Lisbeths Vater und ein  ehemaliger Profikiller des russischen Nachrichtendienstes. Er ist in den  70er-Jahren ausgestiegen und hat danach bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion  für die SiPo gearbeitet. Auf seiner Bedeutung gründeten ganze Karrieren. Diese  Gruppe innerhalb der SiPo hat ihn unterstützt, und als er Verbrechen beging,  hat man sie vertuscht. Das alles war kriminell. Sie hat auch dafür gesorgt,  dass Salander in eine psychiatrische Kinderklinik gesperrt wurde, als sie 13  Jahre alt war und durch sie das Geheimnis um Zalatschenko zu platzen drohte.  Und nun ist dieses Geheimnis wieder in Gefahr. Mehr denn je. Denn wenn dies  alles bekannt wird, wird es zu einem politischen Skandal kommen, zu einer  Verfassungskrise. Und deshalb wird Salander wieder zu einem Stein auf dem  Spielbrett der Macht. Sie ist das Bauernopfer, dass es gilt, mundtot zu machen.  Und es geht um die Grundsatzfrage: Wie weit darf der Staat und seine Organe  gehen, um sich und seine Bürger vor inneren oder äußeren Gefahren zu schützen.  Kann er so weit gehen, dass Grundrechte gebrochen werden und die Rechte  einzelner Bürger aufgehoben werden dürfen? Wie kann es dazu kommen, dass nicht  einmal der Chef der Reichspolizeiführung von dieser geheimsten aller geheimen  Organisationen, die den Auftrag hatte, die heikelsten aller heiklen Aufgaben zu  lösen. Sie mussten keinem lebenden Menschen Rechenschaft ablegen und konnten Untersuchungen  gegen jeden Menschen anordnen, der ihnen gerade in den Sinn kam.
 
 Eingewoben in die Geschichte  um Lisbeth Salander ist noch eine Handlung über die Mitherausgeberin der  Zeitschrift "Millenium" Erika Berger. Diese verläßt "Millenium"  um zur Tageszeitung "Svenska Morgon-Posten" zu wechseln. Sie soll  dort den Posten des Chefredakteurs übernehmen. Bald bekommt sie anonyme Anrufe  und bei ihr wird eingebrochen, die Wohnung verwüstet. Wer bedroht sie? Hat sie  sich Feinde in der Redaktion gemacht? Oder hängt es mit dem Salander-Fall  zusammen. Bei der Beschreibung der Tätigkeit von Erika Berger, ihren  Schwierigkeiten mit der Redaktion, den Finanziers der Zeitung  und die tägliche Arbeit kommt der  Zeitungsmensch Stieg Larsson voll zur Geltung. Larsson, der ja bei verschiedenen  Zeitungen und Zeitschriften als Journalist gearbeitet hat und Herausgeber des  Magazins EXPO war, schöpft hier natürlich aus seinem reichen Erfahrungsschatz.  Aber eine Episode dieser "Nebenhandlung" macht betroffen. Larsson  beschreibt den Tod des Vorgängers von Erika Berger auf dem  Chefredaktionsposten. "Dass Leute an ihrem Arbeitsplatz sterben ist  ungewöhnlich bis selten. Die Leute sollten doch bitte so viel Rücksicht zeigen,  sich zum Sterben zurückzuziehen ... Doch am Arbeitsplatz, vor den Augen der  Mitarbeiter zu sterben, das ist doch irgendwie indiskret. Erika spürte, was für  ein Schock sich über die Radaktion gelegt hatte."
 
 Als Stieg Larsson am 9.  November 2004 in seinem Büro in den Redaktionsräumen der Zeitschrift  "Expo" starb, hatte er diesen Tod in dem dritten Band seiner Trilogie  "Millenium" geschildert. Er konnte nicht wissen, dass er seinen Tod  fast genau beschrieben hatte, als er den Chefredakteur der Stockholmer Zeitung  "SMP" an einem Infarkt sterben ließ. Erst kurz zuvor hatte er diesen  dritten Band abgeschlossen. Ob dieser Band wirklich das letzte Buch über  Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist gewesen wäre? Wahrscheinlich nicht, dazu  ist das Ende, die persönlichen Beziehungen, zwischen den beiden zu offen.
 
 Und es gibt sicherlich nicht  viele Schriftsteller, die es schaffen, drei voluminöse Bücher über eine  Geschichte zu schreiben. Eben die Geschichte über Lisbeth Salander und Mikael  Blomkvist. Oder ist es doch ein Buch über Frauen, über die starken Frauen, die Amazonen?  So heißt es an einer Stelle im Roman: "In erster Linie handelte diese  Story nämlich nicht von Spionen und staatlichen Geheimorganisationen, sondern  von ganz gewöhnlicher Gewalt gegen Frauen."
 
 Larsson schreibt  unterhaltsam doch die Handlung ist voller Spannung, sackt nie ab in Routine.  Das ist eine großartige Leistung. Es ist ein wirklicher "Pageturner"  und man möchte dieses Buch nicht aus der Hand legen, bevor man zum finalen Ende  kommt. Wenn man zum Lesen angefangen hat, ist man gefangen und kann dieser  Geschichte nicht mehr entkommen. Stieg Larsson gibt dem Leser einen geschickt  und effektvoll geschrieben politischen Thriller an die Hand mit einem beeindruckenden  Tempo der Handlung. Und man kann nur ein Fazit ziehen: Dieser dritte Teil  "Vergebung" ist ganz einfach der beste.
 
 Nachdem er bereits mit dem Krimi "Verblendung"  im Jahre 2006 posthum mit dem skandinavischen Krimipreis als bester Krimiautor  geehrt wurde, ist er nun wieder als schwedischer Kandidat für den  "Glasnyckeln"-Preis vorgeschlagen worden. Und dies vollkommen zu Recht.
 
 Vielen Dank an Jürgen Ruckh aus Esslingen
 © März 2008 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
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      | 700 Seiten Spannung pur "Verdammnis" 
          von Stieg Larsson
Ein verstorbener Autor, der posthum zu Berühmtheit 
          gelangt, eine Super-Hackerin, ein paar aufrechte und idealistische Journalisten 
          und ein verdammt spannender Krimi - "Verdammnis" bietet alles, 
          was das Krimifan-Herz begehrt.
 2005 erlebte Schweden wohl eines der denkwürdigsten Debüts 
          der Kriminalliteratur. Stieg Larssons Erstling "Verblendung" 
          wurde vom schwedischen Buchhandel posthum zum besten Buch des Jahres 
          2005 gewählt. Der Autor selbst war, kaum 50 Jahre alt, 2004 an 
          den Folgen eines Herzinfarkts gestorben. Der in Schweden bekannte Journalist 
          und Herausgeber des Magazins EXPO, außerdem einer der weltweit 
          führenden Experten für Rechtsextremismus und Neonazismus, 
          schrieb vor seinem Tod drei Kriminalromane mit dem Journalisten Mikael 
          Blomkvist als einem der Protagonisten.
 
 Der jetzt auf Deutsch vorliegende Roman "Verdammnis" ist die 
          zweite Geschichte um das gelinde gesagt ungewöhnliche Paar Mikael 
          Blomkvist, Journalist des Enthüllungsmagazins "Millennium", 
          und Lisbeth Salander, Computergenie und Super-Hacker, leider aber sozial 
          völlig inkompetent. Zudem ist sie von den Behörden für 
          unmündig erklärt worden und hat mit dem Anwalt Nils Bjurman 
          einen Vormund zur Seite. Die Gründe dafür sind in Lisbeths 
          problematischer Kindheit und Jugend zu finden, wie im Laufe des Romans 
          enthüllt wird.
 
 Während der erste Kriminalroman mit seinen geschlossenen Räumen 
          und Verrätselungen sowie einer personellen Staffage, die der Oberklasse 
          entstammte, an die guten alten Whodunnits britischer Färbung anklingt, 
          erinnert "Verdammnis" von der Struktur her zumindest zum Teil 
          an einen Polizeiroman. In einer Parallelhandlung nämlich stellt 
          auch das Team um Kommissar Bublanski Nachforschungen zum Mord an Dag 
          Svensson und Mia Bergman an. Dag Svensson hatte zuvor Mikael Blomkvist 
          und der Millennium-Redaktion brisantes Material angeboten, das hochrangige 
          Polizeibeamte, Richter, Journalisten und Politiker als Freier von osteuropäischen 
          Zwangsprostituierten entlarvt. Seine Freundin Mia hat dazu als Kriminologin 
          die entsprechende Doktorarbeit geschrieben. Zusammen mit dem Millenium-Themenheft 
          soll außerdem ein weiterführendes Buch zu dem Thema im Millennium-Verlag 
          erscheinen. Und da werden Dag und Mia also ermordet. Es beginnt die 
          spannende und verwickelte Suche nach dem Mörder. Doch nicht nur 
          die Polizei, auch Mikael Blomkvist recherchiert, denn allzu schnell 
          gerät ausgerechnet Lisbeth, die ihm in "Verblendung" 
          das Leben gerettet hatte, ins Visier der Fahnder. Doch Mikael glaubt 
          an Lisbeths Unschuld. Auch Lisbeth betreibt aus dem Untergrund ihre 
          Nachforschungen und versucht, ihre Unschuld zu beweisen und den tatsächlichen 
          Mörder, der ihr näher steht, als ihr lieb ist, zu überführen.
 
 Zwar übersteigt Lisbeths Vermögen, sich aus brenzligen Situationen 
          zu retten, ein wenig das Menschenmögliche, auch überschlagen 
          sich die - zur Lösung beitragenden - Ereignisse auf den letzten 
          gut einhundert Seiten förmlich, aber dennoch ist Stieg Larsson 
          mit "Verdammnis" ein mehr als nur solide zu nennender Krimi 
          gelungen. "Verdammnis" ist verdammt spannend, mit zwar exzentrischen, 
          aber sehr vitalen Charakteren, von denen man gerne mehr lesen möchte.
 
 Das Thema ist gewohnt skandinavisch brisant, doch statt - wie zum Beispiel 
          andere skandinavische Autoren - akribisch die von Dag und Mia herausgefundene 
          Wahrheit zu referieren, wird das Thema Sexhandel nur in groben Zügen 
          vorgestellt, zugunsten der - aus drei Blickwinkeln erzählten - 
          Jagd auf den Mörder. Insbesondere diese perspektivisch sehr unterschiedlichen 
          Innen- und Draufsichten und wie sie miteinander verquickt werden oder 
          auch aneinander vorbeilaufen, zeugen von Larssons großem schriftstellerischem 
          Vermögen. "Verdammnis" ist - trotz seiner über 700 
          Seiten - ein echter Pageturner. Man bedauert schon jetzt, dass es nur 
          noch einen Krimi aus der Feder Stieg Larssons geben wird.
 
 Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
 © Februar 2007 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
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      | All das Böse "Verblendung" 
          von Stieg Larsson
Mit Stieg Larssons Roman "Verblendung" 
          liegt der erste Teil seiner "Millenium Trilogie" in Deutsch 
          vor. Stieg Larsson fing im Sommer 2002 einen Kriminalroman zu schreiben 
          an. In seinem, wie immer zu kurzen Sommerurlaub, schrieb er den größten 
          Teil dieses Romans. Nach unzähligen Versuchen seit seinen Teenagerjahren, 
          wurde es sein erstes Buch, das er beendete und während der nächsten 
          zwei Jahre schrieb er zwei weitere Bücher mit seinen Hauptcharakteren 
          Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander.
          
          Mikael Blomkvist ist ein integerer und erfolgreicher Wirtschaftsjournalist, 
          der einen eigenen Ehrenkodex besitzt. Als Wirtschaftsjournalist verlangt 
          er politische Verantwortung der Finanzmakler, der Spekulanten und Wirtschaftsführer. 
          Seine Kollegen, die Finanzhaie und skrupellose Manager als Helden der 
          heutigen Zeit verehren, sind ihm ein Graus. Man sieht ihn als Wächter 
          über die Moral in der Geschäftswelt. Stieg Larsson stellt 
          uns aber diesen Mikael Blomkvist an einem Tiefpunkt seiner Karriere 
          vor. Gerade hat er einen Prozeß gegen den Finanzmagnaten Hans-Erik 
          Wennerström verloren - man hat ihn vor Gericht blamiert und er 
          gibt seinen Posten als Mitherausgeber der Wirtschaftszeitung "Millenium" 
          auf.
           
          Lisbeth Salander, die zweite Hauptperson seiner Trilogie ist ein Freak 
          oder wird wenigstens so gesehen. Ausgestattet mit einem fotografischen 
          Gedächtnis und mit einem intuitiven Verständnis für alles 
          mechanische und elektronische und gleichzeitig eine der besten Computerhacker 
          ist sie doch ein gesellschaftlicher Außenseiter. Wird von Männern 
          ausgenutzt, die sie als Opfer sehen. War in sozialer und psychiatrischer 
          Behandlung und steht jetzt unter Vormundschaft. Angestellt bei einer 
          Security Gesellschaft, als Beschafferin von Informationen. Mikael Blomkvist 
          vermutet, dass Lisbeth Salander unter dem Asperger-Syndrom leitet. Menschen 
          mit Fähigkeiten im Normalbereich, die fließend sprechen und 
          sehr gute Kenntnisse auf besonderen Spezialgebieten haben. Sie sind 
          auffällig in ihrem sozial ungeschickten Auftreten, haben keine 
          Freunde, haben eine emotionale Distanz und leben am Rande der Gemeinschaft. 
          Im täglichen Umgang sind diese Menschen schwierig, ohne dass man 
          erkennen kann, warum das so ist. Etwas Fundamentales stimmt nicht. Werden 
          sie damit allein gelassen, ist die Gefahr einer Depression sehr groß. 
          Dies kann sich dahingehend auswirken, dass sie entweder Aggressivität 
          zeigen, oder sich völlig zurückziehen.
           
          Der Roman fängt damit an, dass der Patriarch der Vanger-Industriedynastie 
          zu seinem Geburtstag eine Blume zugesandt bekommt. Seit 43 Jahren bekommt 
          er zu seinem Geburtstag jeweils eine Blume hinter Glas. Vor 43 Jahren 
          verschwand seine Nichte Harriet spurlos an seinem Geburtstag. Und ihr 
          letztes Geschenk war eine Blume hinter Glas. Und dieses Rätsel 
          läßt dem alten Mann keine Ruhe. Und nun nützt er die 
          Situation, in der sich Mikael Blomkvist befindet, aus. Er macht ihm 
          ein Angebot. Unter dem Deckmantel, die Geschichte der Familie Vanger 
          zu schreiben, soll er das Rätsel, wer Harriet Vanger ermordet hat, 
          lösen. Henrik Vanger, der alte Patriarch, geht davon aus, dass 
          jemand aus der Familie, Harriet umgebracht hat. Was sich anläßt, 
          wie das Rätsel um einen "Mord in einem geschlossenen Raum"; 
          Harriet Vanger verschwand von einer Insel, deren alle zugänglichen 
          Wege zu diesem Zeitpunkt blockiert waren; entpuppt sich zu einer furchtbaren 
          Familiengeschichte. Es fängt als historisches Rätsel an, mit 
          allem was dazugehört: Bibelzitate, die rätselhafte Hinweise 
          geben, verschwommene Fotos, die an den Film "Blow up" erinnern 
          und eine Familie, die total zerstritten ist. Das Ganze führt aber 
          zu einem gefährlichen und mörderischen Auftrag. Das Duo trifft 
          auf einen Serienmörder, dessen Zielsetzung die Gewalt und der Tod 
          ist, aber auch die Jagd auf Frauen an sich, das Ausspionieren, dann 
          das Foltern und das Vergewaltigen. Dies ist auch das Hauptmotiv dieses 
          Romans: Gewalt gegen Frauen, Sadismus und Brutalität, Zwang und 
          Erniedrigung. Die Frauen als Ware und Beute. Nicht nur die Opfer des 
          Serienmörders sondern auch Lisbeth Salander wird Opfer. Nur sie 
          wehrt sich und ist erfolgreich. Auf dieses Leitmotiv, Gewalt gegen Frauen, 
          deuten auch die statistischen Zitate hin, die aus einer Studie über 
          geschlagene Frauen entnommen sind. Das andere Motiv ist die Macht. Die 
          Macht des Geldes. Auf der einen Seite das "alte" Geld, ein 
          alter, jetzt im Zerfall begriffener Industrieclan, auf der anderen Seite 
          ein Vertreter der "New Economie", der nur durch gewagte Finanztricks 
          zu seinem Reichtum gekommen ist. Aber ob altes oder neues Geld: Macht 
          enthemmt.
          
           
          Blomkvist und Salander stoßen tief in die Geschichte der Vanger 
          Sippe ein. Finden Verbindungen der Familie zu den schwedischen Rechtsradikalen 
          in der schwedischen Vergangenheit oder wie Henrik Vanger sich ausdrückt: 
          In der Familie Vanger gibt es überdurchschnittlich viele verrückte 
          Judenhasser, Nazis und Verschwörungstheoretiker. Und so legen die 
          beiden Schicht um Schicht der Familie Vanger bloß. Enthüllen 
          schaurige Geheimnisse, die tief in die Vergangenheit reichen. Decken 
          Schuld und Mitschuld auf und kommen selbst in große Gefahr.
           
          Über die Lösung des Plots soll nicht allzuviel erzählt 
          sein, nur, dass es einige Überraschungen gibt. Larsson erzählt 
          zwei Handlungsstränge: einmal die Geschichte zwischen Blomkvist 
          und Wennerström und dann die Geschichte von Harriet und dem Geheimnis 
          der Familie Vanger. Larsson läßt sich Zeit, seine Protagonisten 
          vorzustellen. Behutsam werden Blomkvist und Salander vorgestellt. Man 
          erfährt viele Einzelheiten über ihr Leben, ihre Probleme und 
          ihre Liebschaften, über die Karriere von Blomkvist und seinen Absturz 
          wegen der Wennerström Affäre, über das rätselhafte 
          Außenseitertum von Salander. Dann konzentriert sich die Erzählung 
          auf die Familie Vanger. Akribisch wird jede Spur verfolgt, recherchiert 
          und von Seite zu Seite nimmt die Spannung zu. Trotzdem läßt 
          Larsson seine Hauptpersonen nicht aus den Augen. Behutsam taut Lisbeth 
          Salander auf und es bahnt sich eine problematische Beziehung zwischen 
          Blomkvist und Salander an. Auf deren Fortsetzung man gespannt sein darf. 
          Trotz aller Detailfreudigkeit tut dies der Spannung keinen Abbruch. 
          Und wenn das Rätsel deutlich vor dem Ende des Romans gelöst 
          wird, rückt die Wennerström Affäre wieder ins Licht und 
          Lisbeth Salander hat einen starken Auftritt, an dessen Ende Mikael Blomkvist 
          in die Redaktion von "Millenium" zurückkehren kann.
           
          Es ist ein gelungener Einstand von Stieg Larsson in die skandinavische 
          Kriminalliteratur und man kann schon auf die Fortsetzung der Trilogie 
          gespannt sein. Und es macht einen bestürzt, dass aus der Feder 
          von Stieg Larsson keine Bücher mehr kommen werden.
          
          Vielen Dank an Jürgen Ruckh aus Esslingen © Juli 2006 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
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